Dienstag, 25. Juli 2017

Paul Auster / 4321

Lesen mit Tina

Klappentext
Paul Auster, der bekannte amerikanische Bestsellerautor, legt in Gestalt eines Rätselspiels sein bisher umfangreichstes Werk und Opus magnum vor: die vierfach unterschiedlich erzählte Geschichte eines jungen Amerikaners in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts – ein Epos voll mit Politik, Zeitgeschichte, Liebe, Leidenschaft und dem wechselvollen Spiel des Zufalls. «4 3 2 1» – das sind vier Variationen eines Lebens: Archibald Ferguson, von allen nur Archie genannt, wächst im Newark der fünfziger Jahre auf. «Was für ein interessanter Gedanke», sagt er sich als kleiner Junge, «sich vorzustellen, wie für ihn alles anders sein könnte, auch wenn er selbst immer derselbe bliebe. Ja, alles war möglich, und nur weil etwas auf eine bestimmte Weise geschah, hieß das noch lange nicht, dass es nicht auch auf eine andere Weise geschehen konnte.»  Im Verein mit der höheren Macht einer von Paul Auster raffiniert dirigierten literarischen Vorsehung entspinnen sich nun vier unterschiedliche Versionen von Archies Leben: provinziell und bescheiden; kämpferisch, aber vom Unglück verfolgt; betroffen und besessen von den Ereignissen der Zeit; künstlerisch genial begabt und nach den Sternen greifend. Und alle vier sind vollgepackt mit Abenteuern, Liebe, Lebenskämpfen und den Schlägen eines unberechenbaren Schicksals … «4 3 2 1» ist ein faszinierendes Gedankenspiel und ein Höhepunkt in Austers Schaffen. Seine großen Themen, das Streben nach Glück, die Rolle des Zufalls, Politik und Zeitgeschichte von Hiroshima bis Vietnam – alle sind hier versammelt und verdichtet in den hoffnungsvollen Lebenswegen eines jungen Mannes, der sein Glück in der Welt zu finden sucht. (Einige Kapitel mit Nummerierung, aber ohne Text in diesem Buch sind künstlerische Absicht des Autors, keine technischen Fehler.)


Autorenporträt
Paul Auster wurde 1947 in Newark, New Jersey, geboren. Er studierte Anglistik und vergleichende Literaturwissenschaften an der Columbia University und verbrachte nach dem Studium einige Jahre in Frankreich. International bekannt wurde er mit seinen Romanen Im Land der letzten Dinge und der New-York-Trilogie. Heute lebt er in Brooklyn. Er ist mit der Schriftstellerin Siri Hustvedt verheiratet und hat zwei Kinder. Sein umfangreiches, vielfach preisgekröntes Werk umfasst neben zahlreichen Romanen auch Essays und Gedichte sowie Übersetzungen zeitgenössischer Lyrik.2017 krönte er sein bisheriges Lebenswerk mit dem Weltbestseller "4321".

Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 1264 Seiten
·         Verlag: Rowohlt; Auflage: 4 (31. Januar 2017)
·         Sprache: Deutsch, 29,95 €
·         ISBN-10: 3498000977

Lese ich mit Tina, ein Mammutwerk von über 1200 Seiten. Werde mich dann mal wieder von der Welt abschotten müssen, damit ich dieses Buch auch ohne größere Zeitumbrüche durchbekommen kann. Mit viel Ruhe lesen. Befinde mich auch im Urlaub, habe also Zeit. Ich habe mittlerweile die ersten fünfzig Seiten gelesen, und ich finde das Buch bis jetzt recht gut. Mal schauen, ob das auch so bleibt.

Dies ist mein erstes Auster-Buch. Bin echt neugierig, da es in der Auswertung nicht wirklich besonders gut abgeschnitten hat. Sollte ich damit aber gute Erfahrungen machen, dann hege ich tatsächlich die Absicht, den Autor auch an meine Favoriten anzureihen und gestalte daraus ein Auster-Leseprojekt ... 

Da ich das Buch gemeinsam mit Christina lesen werde, bin ich natürlich auch auf ihre Eindrücke mehr als gespannt.

Meine ersten Leseeindrücke fallen recht positiv aus. Aber trotzdem ist abzuwarten, wie sich das Buch noch weiter entwickeln wird. Erst recht, wo es noch von vier unterschiedlichen Übersetzer bearbeitet wurde. Wie kann das funktionieren, so frage ich mich, wo doch jeder Schreiberling seinen eigenen Stil hat, sich auszudrücken. Das hatte ich bisher noch nicht.

Nun ist der Groschen bei mir gefallen. Es sind vier Übersetzer, weil es im Roman vier Perspektiven gibt, daher macht der Buchtitel 4321 Sinn. Ich befinde mich gerade auf der Seite 115. 

Sehr guter Schreibstil und sehr tiefgehende Gedanken, genau mein Geschmack getroffen. Morgen kommt Tina vom Saarland zu mir nach Darmstadt, und wir verbringen gemeinsam den Tag. Wir werden nicht nur aber sicher jede Menge buchige Themen zu besprechen haben.

Sonntag, 23. Juli 2017

Peter Wohlleben / Das geheime Leben der Bäume (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch fand ich sehr interessant. Allerdings kam mir des Autors Öko-Weltbild stark vermenschlicht vor. Aber ich bin auch nicht vom Fach, und weiß nicht, ob ich mir darüber überhaupt ein Urteil erlauben darf. Aber ich kann mir nun mal sehr schwer vorstellen, dass z. B. Bäume und Pflanzen miteinander kommunizieren, einerseits, aber andererseits, so schreibt der Autor, kommunizieren sie eher auf einer feinstofflichen Art, und nicht wie wir Menschen über Wort und Gestik.
In der Lebensgemeinschaft Wald sind es nicht nur Bäume, sondern auch Sträucher und Gräser, ja womöglich alle Pflanzenarten, die sich derart austauschen. Treten wir jedoch in die Feldflur, so wird das Grünzeug sehr schweigsam. Unseren Kulturpflanzen ist die Fähigkeit, sich ober- oder unterirdisch mitzuteilen, durch Züchtung größtenteils abhandengekommen. Sie sind quasi taub und stumm und werden dadurch zu einer leichten Beute für Insekten. Das ist einer der Gründe, warum die moderne Landwirtschaft so viele Spritzmittel einsetzt. Vielleicht können sich Züchter künftig ein wenig von den Wäldern abschauen und wieder mehr Wildheit und damit Geschwätzigkeit in Getreide und Kartoffeln einkreuzen. (2015, 18f)

Geschwätzigkeit unter den Pflanzen, damit habe ich irgendwie ein Problem, aber wahrscheinlich darf man das nicht so wortwörtlich verstehen. Weiter unten schreibt demnach der Autor, dass Bäume und Pflanzen über Gerüche, optisch und elektrisch kommunizieren.

Insgesamt fand ich das Buch trotzdem gut, weil ich jetzt ganz anders durch den Wald gehe, versuche die Bäume und die Pflanzen etwas bewusster zu betrachten. Aber dass eine Wiese Schmerzen empfinden würde, wenn Tiere darauf weiden und die Halme fressen, kann ich schwer annehmen. Dann stimmt etwas mit der Schöpfung nicht, wenn die Nahrung immer damit verbunden ist, einem anderen Schmerzen zu bereiten ... Dann dürften wir Menschen auch kein Gemüse mehr essen. Der Autor sagt zwar nicht, dass das verboten ist, dass man sich versündigt, aber er appelliert darauf, dass der Mensch dies mit mehr Ehrfurcht tun sollte. Ob das der Pflanze hilft, wenn wir uns bei ihr entschuldigen, dass wir sie essen, wir Menschen und Tiere, wo sie doch lieber am Leben bleiben möchte …

Die Frage, ob Bäume und Pflanzen intelligente Wesen seien, wurde anhand einer Studie bejaht. Die Intelligenz sei über verschiedene Anlagen und über Moleküle gesteuert. In der Wurzelspitze würden sich gehirnähnliche Strukturen befinden, die denen von Tieren ähneln.

Interessant fand ich zudem die Beschaffenheit von Waldhonig. Die Bienen würden Blattlausfäkalien benutzen.
Sie saugen die süßen Tropfen ein, transportieren sie zum Bienenstock, würgen sie dort wieder hervor und verarbeiten sie dann zu dunklem Waldhonig. Er ist bei Käufern sehr begehrt, obwohl er mit Blüten absolut nichts zu tun hat.

Mehr möchte ich nun nicht verraten. Ich kann das Buch auf jeden Fall an alle Naturinteressierte weiterempfehlen. Ob man nun an diese Theorien glaubt, oder nicht glaubt, etwas bleibt trotzdem hängen. Man macht sich Gedanken, und versucht die Bäume etwas anders zu betrachten und wahrzunehmen, wobei ich persönlich nie daran gezweifelt habe, dass Bäume, wenn sie gefällt werden, sie dabei schmerzempfindlich seien. Nur mit dieser übertriebenen Vermenschlichung habe ich meine Probleme.

Ich werde wohl nicht drumherum kommen, mich noch näher mit dieser Thematik zu befassen.


Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
·         Verlag: Ludwig Buchverlag (25. Mai 2015)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3453280679

 Ich möchte mich recht herzlich beim Bloggerportal München, Verlag Ludwig, für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar bedanken. 

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Die Vorstellung, dass manche Leben weniger wert sind als andere, ist die Wurzel allen Übels auf der Welt.
(Anthropologe Dr. Paul Farmer)

Gelesene Bücher 2017: 29
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Samstag, 15. Juli 2017

Peter Wohlleben / Das geheime Leben der Bäume

Klappentext
Ein neuer Blick auf alte FreundeErstaunliche Dinge geschehen im Wald: Bäume, die miteinander kommunizieren. Bäume, die ihren Nachwuchs, aber auch alte und kranke Nachbarn liebevoll umsorgen und pflegen. Bäume, die Empfindungen haben, Gefühle, ein Gedächtnis. Unglaublich? Aber wahr! – Der Förster Peter Wohlleben erzählt faszinierende Geschichten über die ungeahnten und höchst erstaunlichen Fähigkeiten der Bäume. Dazu zieht er die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ebenso heran wie seine eigenen unmittelbaren Erfahrungen mit dem Wald und schafft so eine aufregend neue Begegnung für die Leser: Wir schließen Bekanntschaft mit einem Lebewesen, das uns vertraut schien, uns aber hier erstmals in seiner ganzen Lebendigkeit vor Augen tritt. Und wir betreten eine völlig neue Welt ...


Autorenporträt
Peter Wohlleben, Jahrgang 1964, wollte schon als kleines Kind Naturschützer werden. Er studierte Forstwirtschaft und war über zwanzig Jahre lang Beamter der Landesforstverwaltung. Um seine ökologischen Vorstellungen umzusetzen, kündigte er und leitet heute einen umweltfreundlichen Forstbetrieb in der Eifel. Dort arbeitet er an der Rückkehr der Urwälder. Er ist Gast in zahlreichen TV-Sendungen, hält Vorträge und Seminare und ist Autor von Büchern zu Themen rund um den Wald und den Naturschutz. Mit seinen Bestsellern Das geheime Leben der Bäume und Das Seelenleben der Tiere hat er Menschen auf der ganzen Welt begeistert.


Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
·         Verlag: Ludwig Buchverlag (25. Mai 2015)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3453280679

Von Wohlleben habe ich auch das Buch Das Seelenleben der Tiere gelesen, das mir sehr gut gefallen hat. Bin nun neugierig auf diesen vorliegenden Band. 

Dass Tiere kommunizieren, das wusste ich, dass aber Bäume miteinander kommunizieren, das ist mir neu, aber nicht unvorstellbar. Deshalb bin ich gespannt auf neue Erkenntnisse. 



Sonntag, 2. Juli 2017

Erik Neutsch / Spur der Steine



Lesen mit Anne

Diesmal lesen Anne und ich ein Buch, das nicht auf der Bestsellerbücherliste steht. Aber manchmal ist es gut, mal nach solch einem Buch zu greifen. Einen DDR-Klassiker, der durch Anne zu mir eingezogen ist. Anne hatte davon zwei Exemplare.

Auf den ersten Seiten wurde ich ein wenig ungehalten. Die Themen schienen für mich erst zu männerlastig zu sein, aber mittlerweile gefällt es mir sehr gut. Der Schreibstil ist genial. Spitzfindig, fantasievoll und sehr gesellschaftskritisch. Ich befinde mich derzeit auf der Seite 150.  

Ich werde die Buchbesprechung später hier in der Buchvorstellung anreihen. Es ist ein sehr dickes Buch, für das ich lange brauchen werde. Habe dafür vor, die Buchbesprechung nicht so sehr in die Länge zu ziehen. Werde lediglich die Diskussionsergebnisse zwischen Anne und mir festhalten.

Klappentext
In dem großangelegten Roman wird ein eindrucksvolles Bild von der Aufbruchzeit im Osten Deutschlands entworfen. Erzählt wird die Geschichte eines Rebellen, die des Zimmermanns Hannes Balla, der wie ein Glückssucher durchs Land zieht und alles an sich bindet, was ihm begegnet: Geld, Frauen, Macht – und der alles abwehrt, was sein Leben stören könnte: Recht und Ordnung und selbst die großen Gefühle wie eine aufkeimende Liebe.Balla wird zum Urtyp von Menschen im Aufbruch, die vor allem den Herrschenden nicht geheuer sind.

Autorenporträt
Erik Neutsch, geboren am 21. Juni 1931 in Schönebeck an der Elbe als Sohn eines Arbeiters, studierte von 1950-1953 Gesellschaftswissenschaften, Philosophie und Publizistik. 1953-1960 Journalist bei der »Freiheit« in Halle. Seit 1960 freischaffender Schriftsteller. 1974-1990 Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Weitere Werke: »Bitterfelder Geschichten« (1961), »Auf der Suche nach Gatt« (1973), »Am Fluß« (1974), »Frühling mit Gewalt« (1978), »Wenn Feuer verlöschen« (1985), »Nahe der Grenze« (1987), »Totschlag« (1994), »Forster in Paris« (1994), »Verdämmerung« (2003).

Weitere Informationen zu dem Buch

Mitteldeutscher Verlag Halle (Saale) , 1966
950 Seiten.

Buchbesprechung, 14.07.2017

Für das Buch habe ich zehn Tage gebraucht. Eigentlich hebe ich mir solche dicken Bücher immer für meine Urlaubszeit auf, aber diesmal musste ich eine Ausnahme machen, da ich mehr dicke Bücher besitze, als ich Urlaub habe. Allerdings ist es dem wahnsinnig guten Schreibstil des Autors zu verdanken, dass ich gut durchhalten konnte. 
Mit Anne, die morgen mit dem Buch durch sein wird, habe ich schon mehrmals telefoniert, um über das Buch zu sprechen. Eigentlich bin ich, was die gesellschaftliche und politische Lebensweisen der ehemaligen DDR betreffen, nicht so bewandert, wie Anne es ist, die aus der ehemaligen DDR kommt und sie somit einen ganz anderen Background mitbringt als ich es tue. Auch ist sie dadurch anders sensibilisiert als ich.  

Die Themen bleiben für mich weiterhin ein wenig männerlastig, aber die zusätzliche Liebesgeschichte peppt den Roman noch etwas auf. Wobei ich Liebesgeschichten nicht so gerne lese, aber hier war sie mir eine willkommene Abwechslung. Selbst die Liebe wurde in der ehemaligen DDR anders gelebt als bei uns im Westen. Die Vorgaben waren hier recht rigide und nicht so frei wie im Westen. Wobei es auch im Westen damals unüblich war, ein uneheliches Kind auf die Welt zu bringen, aber man wurde deswegen gesellschaftlich nicht angeprangert. Leider verrät der Autor uns nicht, zu welcher Zeit sich die Handlungen abspielen. 

Anne und ich wollten uns dann über die Kommentar-Funktion hier im Blog austauschen, da sie selbst keinen Blog mehr besitzt. Leider hat sie aus persönlichen Gründen, die für mich nachvollziehbar sind, ihren Literaturblog geschlossen, sodass eine Verlinkung zwischen uns beiden nicht mehr möglich ist, weshalb nun unser Austausch über die Kommentarfunktion getätigt wird. 

Meine Bewertung zu dem Buch? 


2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

12 von zwölf Punkten.
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Gelesene Bücher 2017: 28
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Freitag, 30. Juni 2017

Steve Jenkins und Derek Walter mit Caprice Crane / Esther, das Wunderschwein (1)



Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Was für ein schönes Buch. Ich habe es mit großem Interesse gelesen. Wenn jemand wissen möchte, was ich unter einem Paradies verstehe, dann ist es diese Welt, die in dem Buch beschrieben wird. Eine Welt, in der Menschen und Tiere zusammenleben, und niemand sterben oder gequält werden muss, nur damit ein anderes Leben leben darf, wobei auf unserem Planeten Erde es der Mensch ist, der über Leben und Tod anderer Lebewesen entscheidet.

Ich habe das Buch gestern ausgelesen und es geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Viele Szenen arbeiten noch in mir. So vielen Menschen habe ich von dem Buch erzählt, und alle wollen es von mir ausgeliehen bekommen. Ich habe dabei aber nur ein Problem. Ich kann mich von dem Buch überhaupt nicht mehr trennen, und so habe ich vor, ein oder zwei Exemplare im Buchhandel zu erwerben, die ich dann ausleihen werde.

Ich habe schon zwei Katzen, und hatte immer auch mit dem Gedanken gespielt, mir ein kleines Zwergschweinchen anzuschaffen. Aber von diesem Gedanken bin ich nun wieder abgekommen, da es so etwas wie Zwergschweine gar nicht gibt, und ich nicht die Möglichkeit habe, es diesen beiden Tierschutzaktivisten Steve und Derek gleichzutun, obwohl die beiden es mit dem Schweinchen auch nicht leicht hatten. Ganz im Gegenteil ... Selbst die Partnerschaft der beiden wurde durch das Schweinchen auf eine harte Probe gestellt ...

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Als eine Bekannte den Tierfreund Steve Jenkins fragte, ob er nicht ein Minischwein adoptieren wolle, wusste Steve, dass sein Lebensgefährte Derek nicht gerade begeistert sein würde. Dennoch willigte er ein, sich des süßen kleinen Ferkels anzunehmen. Eine Entscheidung, die Dereks und sein Leben für immer verändern sollte. Denn rein gar nichts an Esther war »Mini« – in drei Jahren wurde sie zu einem ausgewachsenen Hausschwein von 335 Kilo. Doch trotz aller Schwierigkeiten und einer Menge buchstäblicher »Schweinereien« liebten die beiden Esther: nur wie sollte es in ihrer Stadtwohnung mitten in Toronto mit der tierischen WG weitergehen? Wieder fassten sie einen weitreichenden Entschluss: per Crowdfunding finanzierten sie ein Gnadenhof-Projekt für ehemalige Nutztiere. Heute leben sie mit Esther und vielen anderen tierischen Freunden auf dem Land in Ontario im Happily Ever Esther Farm Sanctuary.

Dieses sogenannte Minischwein hat es schließlich mit der Zeit auf satte 300 Kilo auf die Waage gebracht. Was die Züchter*innen anpreisen, ist regelrecht verantwortungslos, da viele Ferkelchen wegen der zunehmenden Größe nicht bei dem Menschen bleiben können, der es ursprünglich aufgenommen hatte. Steve stellt sich die Frage:
Wo wäre Esther wohl gelandet, wenn sie nicht zu uns gekommen wäre? In einem käfigartigen Kastenstand in einem Maststall. Ich frage mich manchmal, was aus dem Rest wohl geworden sein mag. Woher soll man wissen, ob die Packung Frühstücksspeck im Laden nicht von Esthers Angehörigen stammt? Vielleicht aus einem Wurf ihrer Schwester? Und falls nicht, ist es doch auf jeden Fall das Fleisch von geschlachteten Schweinen, intelligenten Schweinen mit einer ganz eigenen Persönlichkeit, die fähig waren, Liebe und Zuneigung auszudrücken – so wie Esther. (2016,72)

Manche Minischweine landen im Tierheim und werden dort geschlachtet, manche landen gleich im Schlachthaus. Esther hatte Glück, sie kam zu Steve und Derek, wo sie leben und sich entfalten durfte.

Besonders Steve fühlt sich ganz stark zu Tieren hingezogen, der total unvorbereitet dieses Schweinchen aufgenommen hat, das er nicht mehr hergeben konnte, selbst als Esther schon ausgewachsen war, und sie viel Raum benötigte. Aber dieses Schwein hat trotz der großen Anforderungen Steves und seines Partners Leben total verändert. Positiv versteht sich.

Das Schweinchen Esther entpuppte sich als familientauglich. Es war anhänglich und wahnsinnig intelligent. Es entwickelte eigene Charakterzüge, sodass Steve und Derek gelernt haben, Esther als eine Persönlichkeit zu betrachten. Es war nicht irgendein Schwein, irgendein Tier, nein, sie wurde mit der Zeit als eine richtige Persönlichkeit angesehen.

Die beiden besaßen, noch bevor Esther bei ihnen eingezogen ist, schon zwei Katzen und zwei Hunde und Esther unterschied sich von ihrem Charakter nicht sonderlich von denen der Hunde und der Katzen.

Steve und Derek waren, was die Ernährung betrifft, ganz gewöhnliche Menschen. Sie konsumierten Fleisch, ohne sich dabei etwas zu denken. Bis an dem Tag, an dem Derek zum Frühstück Speck auf dem Herd briet. Den Speckgeruch, den sie sonst so sehr geliebt hatten, haben beide plötzlich als unangenehm empfunden. Plötzlich machte es Klick im Kopf, der Groschen ist nun bei beiden halbwegs gefallen:
Ich würde nie Hundefleisch essen. Und ab jetzt auch keinen Frühstücksspeck.(…) Ich trat zu Derek an den Herd. >>Ich glaube nicht, dass ich das essen kann<<, sagte ich, um mich bemerkbar zu machen. Er bat mich, es zu wiederholen. Also tat ich es. >>Ich kann das nicht essen. Ich esse diesen Speck nicht. Es graut mir davor. <<Seine Erwiderung überraschte mich: >>Ich auch nicht, glaube ich. <<Es war echt komisch. Er fragte mich nicht einmal nach dem Grund. Als hätte er genau das Gleiche gedacht. (65)

Steve und Derek waren nun nicht gleich Veganer geworden, aber sie befanden sich zumindest auf dem Weg dorthin, es ist ein Prozess, auch das Fleisch anderer Tiere nicht weiter essen zu wollen.
(…) Wenn wir fortan Frühstücksspeck sahen, sahen wir Esther, aber wenn wir einen Burger vor uns hatten, sahen wir darin weiterhin einen Burger. Mit einem Mal spielte Esther in einer ganz anderen Liga - bloß hatten ihre übrigen >>Freunde vom Bauernhof<< den Sprung in unsere Köpfe noch nicht geschafft. Es war ein treffendes Beispiel dafür, wie man vor etwas die Augen verschließt und eine Mauer um sich herumzieht, (ebd).

Bevor Esther zu ihnen kam, hatten sie für ihren Fleischkonsum immer eine passende Rechtfertigung. Doch nun, seit Esther bei ihnen lebt, passen die Rechtfertigungen nicht mehr, und so fingen sie an, Bewusstsein auch für andere (Nutz)-Tiere zu entwickeln:
Dann wiederum fand ich mich in der Fleischabteilung des Supermarkts wieder und litt unter einem würgenden Gefühl des Unwohlseins, weil auf einmal alles in den Truhen ein Gesicht hatte. Konnte ein Steak oder eine Speckschwarte nicht mehr nur als ein Produkt betrachten. Jedes einzelne Kotelett im Laden hätte Esther sein können, und dabei kam es mir richtig hoch. (73)

Hier haben Steve und Derek den Prozess abgeschlossen, indem es ihnen gelungen ist, ihr Bewusstsein auf alle Tiere zu lenken und dazu hatte ihnen Esther verholfen. Sie aßen partout kein Fleisch mehr.

Ich fand diese Entwicklung so schön, dass ich sie hier auf meiner Besprechung unbedingt festhalten möchte, damit auch andere Leser*innen daran teilhaben können. Ich selbst besitze zwar kein Schwein als Haustier, aber mir geht es genauso wie Steve, in jeder Fleischverpackung sehe ich das Gesicht des geschlachteten Tieres.


Mein Fazit?

Steve und Derek mussten sich durch Esther ein neues Zuhause suchen, da das alte von der Quadratmeterzahl nicht mehr ausgereicht hat. Mit Hilfe von Spendern konnten sie sich eine Farm aneignen und daraus einen Gnadenhof machen. Sie adoptierten noch andere Tiere, die gequält, ausgesetzt oder geschlachtet hätten werden sollen.

Das Buch ist so liebevoll geschrieben, und die Autoren prangern keine Fleischesser*innen an, weil sie selbst die Erfahrung gemacht haben, dass die Ernährungsumstellung einen mehr oder weniger längeren Prozess erfordert. Manche Tierschutzaktivsten gehen sehr aggressiv mit Fleischkonsumenten um. Derek und Steve sind da ganz anders. Sie sind liebevoll zu Mensch und zu Tier. Außerdem haben sie durch Esther so viel bei anderen bewirkt. Auf der Facebookseite, eine Esther-Seite, bekamen sie so viele Fans, alle lieben sie Esther, alle haben sie in ihr Herz geschlossen, sodass viele darunter waren, die durch sie den Fleischkonsum ganz von alleine eingestellt haben. Und dies ohne Belehrungen, ohne gehobenen Zeigefinger. Einfach nur aus Liebe zum Tier. Steve und Derek haben es ihren Follower einfach vorgelebt. 

Aber ich verstehe auch die aggressiven Tierschutzaktivist*innen. Täglich diese qualvollen Bilder vor Augen zu haben, wie Tiere für den menschlichen Gaumen gequält und geschlachtet werden, oder wenn die Tiere in der Pelztierfarm  bei lebendigem Leib gehäutet werden .. . Diese Bilder und dieses Wissen darüber verursacht bei Gegner*innen einen enormen Schmerz in der Brust. Diese furchtbaren Bilder bekommt man einfach nicht mehr aus dem Kopf, selbst wenn man sich noch so sehr darum bemüht, sie wieder zu vergessen. Aber wegschauen geht auch nicht, sonst kann man nichts verändern, und die Tiere leiden unendlich weiter. 

Habe soeben in den Nachrichten vernommen, dass die Vegetarier*innen in Deutschland zwar zugenommen hätten, gleichzeitig aber auch der Fleischkonsum. Die industrielle Massentierhaltung würde dadurch immer größer werden. Wie furchtbar traurig. 

Ich überlege, ob ich dieses Buch in meiner Literaturgruppe vorlesen werde, um noch mehr Menschen diese Liebe zum Tier nahe zu bringen. 

Tiere sind wie Menschen, sie müssen bei jemanden sein, der sie liebt.


2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

12 von 12 Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich beim btb-Verlag recht herzlich für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar bedanken.  

 ·         Broschiert: 256 Seiten
·         Verlag: btb Verlag (12. September 2016)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3442714885

Und hier geht es auf die Verlagsseite von btb, Random House München.

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Die Vorstellung, dass manche Leben weniger wert sind als andere, ist die Wurzel allen Übels auf der Welt.
(Anthropologe Dr. Paul Farmer, zitiert von Steve und Derek)

Gelesene Bücher 2017: 27
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86






Dienstag, 27. Juni 2017

Steve Jenkins und Derek Walter mit Caprice Crane / Esther, das Wunderschwein


Klappentext
Als eine Bekannte den Tierfreund Steve Jenkins fragte, ob er nicht ein Minischwein adoptieren wolle, wusste Steve, dass sein Lebensgefährte Derek nicht gerade begeistert sein würde. Dennoch willigte er ein, sich des süßen kleinen Ferkels anzunehmen. Eine Entscheidung, die Dereks und sein Leben für immer verändern sollte. Denn rein gar nichts an Esther war »Mini« – in drei Jahren wurde sie zu einem ausgewachsenen Hausschwein von 335 Kilo. Doch trotz aller Schwierigkeiten und einer Menge buchstäblicher »Schweinereien« liebten die beiden Esther: nur wie sollte es in ihrer Stadtwohnung mitten in Toronto mit der tierischen WG weitergehen? Wieder fassten sie einen weitreichenden Entschluss: per Crowdfunding finanzierten sie ein Gnadenhof-Projekt für ehemalige Nutztiere. Heute leben sie mit Esther und vielen anderen tierischen Freunden auf dem Land in Ontario im Happily Ever Esther Farm Sanctuary.

Autorenporträt
Steve Jenkins und Derek Walter sind weltweit bekannte Tierschutzaktivisten. Sie sind die Gründer der Happily Ever Esther Farm in Campbellville, Ontario, einem Gnadenhof für ausgediente Nutztiere.

Da ich so wahnsinnig viel Liebe für Tiere empfinde, musste dieses Buch unbedingt bei mir einziehen. Ich werde sicher viel Freude an dieser Lektüre haben. 


Weitere Informationen zu dem Buch

 ·         Broschiert: 256 Seiten
·         Verlag: btb Verlag (12. September 2016)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3442714885

Und hier geht es auf die Verlagsseite von btb, Random House München.


Montag, 26. Juni 2017

Lars Vasa Johansson / Anton hat kein Glück (1)

Lesen mit Tina

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich bin durch mit dem Buch. Ich habe dafür gerade mal zwei Tage benötigt. Ich habe mit allem gerechnet, nur nicht mit einem Märchen. Ein richtiger fiktiver Roman, der alles beinhaltet. Realitäten gemixt mit Fiktionen, die mich an verschiedene Märchen erinnern lassen und ein Mix aus Magischem Realismus. Außerdem ist der Schreibstil recht flüssig, sodass man es sehr leicht hat, in dieses Märchen reinzukommen.

Mir hat das Buch insgesamt recht gut gefallen, nur hätte ich mit dieser Art von Themenbearbeitung nicht gerechnet. Ich bin eben keine wirkliche Fantasieleserin, wobei ich bei bestimmten Autor*innen eine Ausnahme mache, wie z.B. bei Haruki Murakami. Aber bitte, dieses Buch nicht mit Murakamis Büchern vergleichen. Beide Autoren sind verschieden und nicht miteinander zu vergleichen.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Ein Anruf seiner Eltern und eine E-Mail vom Elektrodiscounter sind die einzigen Glückwünsche, die Anton zu seinem 45. Geburtstag erhält. Aber der grummelige Berufszauberer mag Menschen sowieso nicht besonders. Seit Jahren tingelt er mäßig erfolgreich mit seinen Auftritten von Altersheim zu Einkaufszentrum. An und für sich würde ihn all das gar nicht stören. Wäre da nicht sein Erzfeind Sebastian, der mit seiner spektakulären Zaubershow in ganz Schweden Erfolge feiert. Ausgerechnet mit Charlotta an seiner Seite, Antons Ex-Freundin. Früher waren Anton und Sebastian befreundet und haben gemeinsam gezaubert, nun sieht Anton überall die riesigen Plakate, die Sebastians und Charlottas Tournee ankündigen und auf denen groß in silbernen Buchstaben "Together in Magic Forever" steht. Es liegt auf der Hand: Für Anton läuft es nicht gut. Im Grunde läuft es überhaupt nicht. Aber niemand ist besser darin als er, sich das Leben schönzureden. Bis er sich eines Nachts im Wald verirrt und ein seltsames Mädchen trifft. Danach scheint Anton plötzlich vom Pech verfolgt zu werden. Als ernsthafter Zauberer glaubt Anton natürlich nicht an Magie. Aber langsam dämmert ihm, dass er etwas an seinem Leben ändern muss…Ein Zauberer, der nicht an Magie glaubt, erlebt das größte Abenteuer seines Lebens - schräg, komisch, herzerwärmend!

Um nicht zu viel vorwegzunehmen, halte ich mich kurz in dieser Buchbesprechung. Es sind sehr viele Abenteuer von Seiten des Protagonisten namens Anton zu bestehen, der sich scheinbar vom Pech verfolgt sieht. Eine Figur, wie man sie so oft im Alltag findet. Realtitätstreu, Alltagsprobleme, mit denen man versucht, bestmöglich mit der Vernunft fertigzuwerden, vor allem wenn es um seelische und emotionale Konflikte geht...  Anton wird plötzlich mit surrealen Situationen konfrontiert, an denen kaum ein Mensch, der wie Anton gestrickt ist, glauben kann, bis dieser Mensch dazu gezwungen wird, sich mit dieser anderen Realität auseinderzusetzen und sich ihr zu beugen. Realität und Fiktion habe ich als zwei Parallelwelten wahrgenommen und empfunden.

Anton, der aus einem wohlbehütetes Elternhaus stammt, scheint ein sehr einsamer Geselle zu sein. An seinem 45. Geburtstag gibt es außer seinen Eltern und dem Elektrodiscounter niemanden, der an ihn denkt, um ihm zu gratulieren. Anton ist von Kind auf eher ein Einzelgänger, der lieber alleine in seinem Zimmer gehockt hat, Fachbücher gelesen und mit seinem Zauberkasten Zaubertricks eingeübt hat, bis er eine Freundschaft mit seinem Klassenkameraden Sebastian eingeht. Seine erste richtige Freundschaft, obwohl Sebastian von seinem Naturell her eher das genaue Gegenteil von Anton ist. Aber sie entwickeln die Zauberei als ein gemeinsames Hobby, mit dem sie bald ihr Taschengeld aufbessern können. Aus dem Hobby sollte Profession werden. Doch die Wege der beiden trennen sich wieder, obwohl sich beide beruflich als Zauberer betätigen, aber mit unterschiedlichem Erfolg. Anton verlässt sein Mädchen Charlotte, um mehr Zeit für seine Zauberei zu haben. Charlotte tut sich mit Sebastian zusammen …

Man bekommt es mit zwei Geschichten zu tun. Einmal wird das Leben von Antons Kindheit erzählt und im Wechsel dazu liest man über sein Leben in der Gegenwart. Oftmals sind die Szenen recht skurril, über die ich herzhaft lachen musste.

Bevor Anton diese fiktive Welt betritt, erleidet er ein paar Katastrophen, die aber irgendwie schicksalshaft gesteuert waren. Erst trauert er an seinem Geburtstag und verfällt in Selbstmitleid, weil niemand an ihn gedacht hat, dann verliert er als Zauberer seine Aufträge, schließlich wird er als nächstes an der Tankstelle des Stehlens bezichtigt, und kurz darauf ersäuft sein Wagen in einem Fluss …

Bis Anton am Waldrand mit einem kleinen Kind konfrontiert wird, das ihn bittet, ihm zu helfen, sieben verschiedene Blumen zu pflücken. Ist klar, dass Anton dafür keine Zeit hat, da er damit beschäftigt ist, sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Als er das Kind abgewiesen hat, wird er von einem Fluch behaftet. Später stellte sich heraus, dass das Kind kein gewöhnliches Kind ist, sondern eher eine Waldfee, die belohnt oder auch bestraft, je nach dem, was sich ein Mensch, genannt Straßenläufer, verdient hat. Es gibt die Waldbewohner, und es gibt die Straßenläufer …

Anton hatte drei Prüfungen zu bestehen, um von diesem Fluch wider loszukommen und bei Nichtbestehen der Prüfung wird er für immer und ewig in einer Perle verzaubert sein. Diese Perle ist an der Haarspange der Waldfee befestigt.

Anton lernt ein älteres Ehepaar kennen, das im Wald wohnt, Gunnar und Greta, die recht merkwürdige Dinge tun, die aber Anton helfen, sich in dieser ominösen Märchenwelt zu orientieren. Anton kann es nicht fassen. Er glaubt weder an Waldfeen, noch an Hexen namens Miststück, noch an andere übersinnliche Dinge …

Wie es weitergeht, und ob Anton es schafft, sich in dieser Märchenwelt zu orientieren, um seine Prüfungen zu bestehen, ist Weiteres dem Buch zu entnehmen.


Mein Fazit?

Hätte ich von Anfang an gewusst, dass dies ein Fantasyroman ist, ich hätte mir das Buch nicht angeschafft. Wenn ich bedenke, dass ich von dem Cover so sehr angelockt wurde, und ich den Klappentext eher oberflächlich behandelt habe, habe ich doch einen guten Riecher gehabt. Ich dachte erst, dass Anton in einer Midlifecrisis steckt und dadurch sein Leben auf den Kopf stellt, um wieder rauszukommen.
Nein, die Thematik ging in eine ganz andere Richtung, die mir aber trotzdem gut gefallen hat. Welch eine Wesenveränderung… Manchmal muss sich der Mensch mit seinen eigenen Schatten befassen, um diese in Licht zu verwandeln. Je mehr der Mensch gegen sein Schicksal hadert, desto schwerer verlaufen seine Lebensprüfungen.

Und ich habe Heißhunger auf einen Himbeer- und/oder einen Erdbeerbiskuit bekommen, und ich jetzt schauen muss, wo ich den Biskuit kaufen kann, der so lecker ist wie in diesem Zauberbuch.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

12 von 12 Punkten.


Telefonischer Austausch mit Tina, 26.06.2017, 17:45 Uhr

Tinas und meine Leseeindrücke konnten sich wieder gut decken. Dadurch, dass das Buch sich als ein Märchen entpuppt hat, hat Tina sich die Frage gestellt, ob dieses Märchen auch Kinder lesen könnten, so verneinten wir beide diese Frage, wobei sich mir diese Frage nicht gestellt hat. Es ist definitiv ein Märchen für Erwachsene. Auch haben wir uns gefragt, wie viel wir von dem Märchen preisgeben dürfen? Ich habe versucht, mich recht bedeckt zu halten, aber es ist gut, wenn Tina in ihrer Besprechungen Dinge aufgreift, die ich weggelassen habe. Irgendwo wird sich die Mitte schon finden.  

Zur Mitte des Buches hin hatten wir beide eine kleine Flaute, es hat sich etwas gezogen, der Autor hätte seine Thematik etwas abkürzen können. Aber wir haben beide wieder die Kurve gekriegt. Das Ende hat uns recht gut gefallen, auch wenn sich alles in Wg ... auflöst und wir uns gefragt haben, wie realistisch das Ende tatsächlich ist? Aber dadurch, dass es ein Märchen ist, passt der Ausgang recht gut. 

Anton, der Protagonist, schien für Tina ein wenig unsympathisch zu sein, ich dagegen konnte mich gut von ihm distanzieren. Er wirkte schon ein wenig arrogant, und hatte große Defizite zwischenmenschlicher Art. Wir bemängelten beide den schlechten Umgang mit alten Menschen. Oder auch wie abfällig er von  psychisch kranken Menschen dachte. In diesem Zauberwald wurde er gezwungen, sich mit seinen eigen Schwächen auseinanderzusetzen ... 

Tina stellte sich zum Autor noch die interessante Frage, woher er seinen Stoff her hat? Sind diese märchenhafte Figuren nicht Teil der schwedischen Mythologie, deren Literatur von Elfen, Feen, Waldtrollen etc. erfüllt ist? Schade, dass der Autor dazu im Anhang den Leser*innen keine Spuren hinterlassen hat. 

So, Weiteres ist aus Tinas Buchbesprechung zu entnehmen, die allerdings erst morgen früh freigeschaltet wird. Ich werde morgen Abend dann erst dazu kommen, Tinas Link hier reinzusetzen. 


Weitere Informationen zu dem Buch

·         Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
·         Verlag: Wunderlich; Auflage: 1 (21. Oktober 2016)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 380520387X

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Rowohlt / Wunderlich. 
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Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist nötig, 
dass alles sich verändert.
(Eintrag aus einem Poesiealbum der Familie Six)

Gelesene Bücher 2017: 26
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