Eine
Buchbesprechung zur o. g. Lektüre
Das Buch
hat mir sehr gut gefallen. Ich hätte Lust, es ein zweites Mal zu lesen, denn
nun sind mir die Figuren vertraut. Außerdem ist es sehr facettenreich …
Die
vielen fremdländischen Namen, was die einzelnen Figuren tun und zu wem sie
gehören, sind auf der ersten Seite aufgelistet, so dass man sie immer wieder
nachschlagen kann. Dies fand ich sehr rücksichtsvoll von dem Autor. Im Anhang
gibt es ein Glossar zu verschiedenen iranischen und religiösen Begriffen, die
auch alphabetisch geordnet und ins Deutsche übersetzt sind.
Zur
Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Ein altes
Haus in Senedjan. Seit 800 Jahren wohnt hier die Familie des Teppichhändlers
Agha Djan. Unter seiner Obhut leben die Menschen in einträchtiger Harmonie –
bis die von Teheran und den Aufständen gegen das korrupte Regime des Schahs
ausgehende Unruhe auch sie erreicht. In seinem neuen Roman breitet Kader
Abdolah das zutiefst menschliche Schicksal einer iranischen Großfamilie wie ein
bunt schillerndes Geschichtengewebe vor uns aus.
Was den
Inhalt betrifft, nun, es ist jetzt nicht so, als hätte ich wahnsinnig viel
Neues über den Islam und seine Anbeter/innen erfahren. Nein, das nicht. Der
Autor bringt den Leser/innen das Bild nahe, das wir hier in der westlichen Welt
von den islamischen Ländern sowieso schon haben. Deswegen werde ich nicht so
viel darüber schreiben. Ich habe ein wenig Ehrfurcht vor Menschen, die in
dieser Welt geboren werden … Aber die Art und Weise, wie der Autor diese Welt
beschreibt, habe ich als differenziert wahrnehmen dürfen. Sein Schreibstil hat
mir sehr zugesagt.
Und ich
sage mir, wie glücklich wir uns unsere Freiheiten hier in unserem Land schätzen
können. Wir können lesen was wir wollen, wir können uns Filme anschauen, so
viele wir wollen und entscheiden selbst über die Filmwahl etc.
Ich
stelle es mir recht anstrengend vor, wenn der Mensch in allem, was er tut,
immerzu an Gott/Allah denken muss. Anstrengend zu denken, dass die Einen die
Bösen und die Anderen die Guten sind.
Die
Frauen schneiden auch im Paradies schlecht ab. Im Koran würde stehen, dass die
Männer nach ihrem Ableben im Paradies von den Frauen bedient und verwöhnt
werden würden ...
Doch
nicht nur im Jenseits. Im Diesseits lebte ein Imam, aber nicht nur der Imam, namens Alsaberi, der sich
alles von den Frauen machen ließ. Er ließ sich sogar baden, weil er nicht
verunreinigt werden wollte. Er wollte mit keinem Gegenstand berührt werden, und
auch mit keinem Menschen oder Tier. Alles betrachtete er als unrein. Sehr
unlogisch und nicht zu Ende gedacht. Er glaubte an Gott und an seine Schöpfung, und lehnte sie doch auch
völlig unbewusst ab. Wie kann Gottes Werk unrein sein? Aber die Sexualität fand
er nicht schmutzig, dazu waren die Frauen wieder gut.
Viele
weitere skurrile Figuren treten auf, z.B. ein Kind, das den Spitznamen
Eidechse erhält, weil es mit einer geschädigten Wirbelsäule geboren wurde,
die irreparabel war. Das Kind konnte nicht stehen und nicht laufen, es bewegte
sich auf allen Vieren fort, liegend oder krabbelnd. Das Kind war ein
erstgeborener Sohn, der Stammhalter hätte werden sollen …
Viele
Hinrichtungen von Richtern, die keine wirklichen Richter waren. Stellenweise
empfand ich das Buch recht grausam, in der Art, wie Menschen, die für die
Freiheit kämpften, als schwere Verbrecher geahndet und hingerichtet wurden.
Ohne einen Verteidiger, ohne einen Anwalt. Kriege, die Menschen zu Monstern und
Verrätern macht.
Das Ende
hatte mir sehr gut gefallen. Es hatte etwas Versöhnliches, wenig Nachtragendes
und der Autor ließ Gerechtigkeit walten.
Das Buch
erhält von mir zehn von zehn Punkten.
_____
So ist
das Leben
Es
spielt mit dir
Manchmal
liebt es dich
Manchmal
erniedrigt es dich
(Kader
Abdolah)
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