Freitag, 13. Juli 2012

Emma Donoghue / Raum




PIPER-Verlag
Roman, erschienen 29.08.2011
416 Seiten
Gebunden, 19,99 €
ISBN-10: 3492054668



Klappentext

Für Jack ist Raum die ganze Welt. Dort essen, spielen und schlafen er und seine Ma. Jack liebt es fernzusehen, denn da sieht er seine »Freunde«, die Cartoonfiguren. Aber er weiß, dass die Dinge hinter der Mattscheibe nicht echt sind – echt sind nur Ma, er und die Dinge in Raum. Bis der Tag kommt, an dem Ma ihm erklärt, dass es noch eine Welt da draußen gibt und dass sie versuchen müssen, aus Raum zu fliehen


Autorenportrait im Klappentext

Emma Donoghue wurde 1969 als jüngstes von acht Kindern in Dublin geboren. Sie studierte in Dublin und Cambridge. Nach einem Aufenthalt in London zog sie 1998 nach Ontario in Kanada, wo sie mit ihrer Lebensgefährtin und ihren beiden Kindern lebt. Emma Donoghue ist Autorin zahlreicher Romane und Erzählungen. Die Übersetzungsrechte wurden in 29 Länder verkauft.
.
Auf das Buch bin ich aufmerksam geworden über andere erfahrene LeserInnen aus einem Literaturforum, die ihr Feedback hinterlegt haben mit einer recht positiven  Resonanz, so dass auch ich neugierig geworden bin… .



Donnerstag, 12. Juli 2012

Mark Twain / Das Tagebuch von Adam und Eva (1)


 Eine Buchbesprechung zur o.g. Lektüre

Ich habe das Buch nun gestern Abend zu Ende gelesen und es hat mir recht gut gefallen. Die Erzählperspektiven in der Ich-Form wechseln zwischen Adam und Evas Tagebüchern.

Doch zu Beginn befindet sich Adam noch alleine im Garten Eden und scheint mit allem zufrieden zu sein, bis schließlich Eva auftaucht, von der er sich regelrecht belästigt fühlt. Er protestiert ihre Existenz, und als Eva ihm weiszumachen versucht, dass sie von seiner eigenen Rippe abstamme, stößt sie erstrecht auf Unverständnis, da Adam keine Rippe vermissen würde... :D. Adam lästert ein wenig über Eva, die sich als recht redselig erweist, und sich ständig an die verbotenen Äpfel hermacht. Eva dagegen macht ihm Vorschriften, wie die Dinge und die Kreaturen zu heißen hätten. Die Wasserfälle im Garten Eden bezeichnet sie als Niagarafälle, auch hier zeigt Adam absolut kein Verständnis... . Also, alles andere als ein geheiligtes Liebespaar... . Liest sich ein wenig wie eine Komödie... .

Eva ist neugierig und an wissenschaftlichen Erklärungen interessiert, indem sie sich vielen Experimenten hingibt mit den Dingen, die ihr begegnen... . Sie verleiht den Dingen und den Tieren Namen, auch daran stört sich Adam gewaltig... . Adam kann gar nicht verstehen, weshalb Eva die Fische Fische nennt, da diese gar nicht auf den Namen Fische reagieren würden :D. Gelacht habe ich bei der Szene, als Eva die Fische aus dem Wasser holt, sie in ihr und in Adams Bett steckt, damit die Fische nicht frieren :D... . 

Adam bezeichnet Eva als recht eitel, als sie ihr Spiegelbild in einem Teich zum ersten Mal erblickt, und sich immer wieder darin betrachtet. Adam selbst scheint sich gegenüber eher gleichgültig zu sein, bringt nicht die Neugier auf, sich auch zu entdecken... . 

Der Garten Eden verändert sich, als Eva sich von einer Schlange verleiten lässt, von der verbotenen Frucht zu essen... . Sie und Adam werden aus dem Paradies verdrängt und sind dem mit dem späteren Alter dem Tode geweiht... und die Tiere beginnen nun, ihre Nächsten umzubringen und diese zu fressen... . 

Adam, der verglichen zu Eva doch recht langweilig wirkt, denkt über das Phänomen der Wasserfälle nach, wie das möglich sei, dass die Wassermasse so einfach von den Felsen herunterstürtze und ob es nicht besser wäre, wenn die Wassermassen statt herabzufallen den Felsen hinaufstürtzen würden :D. Über diesen Gedanken musste ich herzhaft lachen. Ich käme nie auf die Idee zu denken, dass ein Wasserfall nicht den Hang hinterstürtzen würde ... .

Nach zehn Jahren erst lernt Adam seine Eva zu schätzen und erkennt, dass er sich in sie getäuscht hat:  

Ich begreife nach all diesen Jahren, dass ich mich in Eva am Anfang getäuscht habe; außerhalb des Gartens mit ihr zu leben ist besser als im Garten ohne sie. Zuerst dachte ich, dass sie zu viel redet, jetzt wird es mir leidtun, wenn diese Stimme verstummte und nicht mehr Teil meines Lebens wäre. Gepriesen sei die Kastanie, die uns zusammengeführt und mich gelehrt hat, die Güte  ihres Herzens und die Anmut ihres Geistes zu erkennen!
 
Eva ist der Meinung, dass es nicht an dem Apfel gelegen habe, der sie aus dem Paradies geworfen habe, sondern die Kastanien. Näheres ist selbst aus dem Buch zu entnehmen.

Mittlerweile haben die beiden auch schon jede Menge Kinder gezeugt und geboren. Auf diese gehe ich aber auch nicht näher ein.

Es folgen nun weitere Textstellen, die mich recht amüsiert haben und ich sie wegen der Poesie sehr genießen konnte:

Eva liebt den Mond, und wundert sich, dass er auf einmal in der Nacht am Firmament nicht mehr zu sehen ist und vermutet, dass der Mond heruntergefallen sei. Ein Mond sei ihr zudem noch zu wenig, sie wünsche sich fünf, oder sechs Monde in dem nächtlichen Himmel... . Auch versucht sie nach den Sternen zu greifen, da sie so nah wirken und wollte sie als Haarschmuck verwenden. Schließlich holt sie sich eine Leiter, besteigt diese und die Sterne erweisen sich ihr noch immer als zu hoch. Doch Eva gibt nicht auf :D, holt sich eine lange Stange, doch auch hier muss sie erkennen, dass die Stange auch zu kurz war, um die Sterne herunterzuschlagen. Im vorletzten Versuch formt sie sich  Lehmbälle, um mit diesen nach den Sternen zu werfen, die heruntefallen müssten... . Arme Eva, die recht traurig über diese vielen Fehlschlägen ist und nach einer Pause einen letzten Versuch startet:

Also habe ich ein bisschen geweint, was für jemanden in meinem Alter ganz natürlich ist, nehme ich an. Und nachdem ich wieder ausgeruht war, holte ich mir einen Korb und machte mich auf den Weg zu einem Ort am äußersten Rand der Kreisscheibe, dorthin, wo die Sterne nah am Erdboden sind und ich sie mit der Hand erreichen würde, was ohnehin viel besser wäre, weil ich sie ganz sanft herunter pflücken könnte, ohne sie zu zerbrechen. Doch der Weg war länger, als ich dachte, und schließlich musste ich aufgeben.
im Gegensatz zu Eva, die selbst zugibt, dass sie sehr gerne redet, nimmt sie Adam als recht wortkarg wahr:

Er redet sehr wenig. Vielleicht weil er kein großer Kopf ist :D und ihm das wehtut :D und er es verbergen möchte. Es ist sehr schade, dass er so denkt, denn Geist allein ist nichts; es ist das Herz, indem die wahren Werte liegen. Ich wünschte, ich könnte ihm klarmachen, dass ein lebendes, gutes Herz Reichtum bedeutet, Reichtum genug, und dass ohne Herz Verstand nur Armut ist.

Welch ein Zufall, dass ich in letzter Zeit immer wieder an Bücher gerate, in denen die Wichtigkeit der Ballance von Herz und Verstand die Rede ist.

Eva widmet sich auch den Pflanzen und den Insekten. Vor allem von den Bienen und den Schmetterlingen ist sie sehr angetan.

Auch hat sie sich an den Blumen berauscht, an diesen wunderbaren Wesen, die Gottes Lächeln aus dem Himmel küssen und es bewahren!

Sie wundert sich dagegen über Adams Desinteresse der Natur gegenüber:

Er macht sich nichts (...) aus Blumen, er macht sich nichts aus dem Himmel, der am Abend in rotes Licht getaucht ist - gibt es überhaupt irgendetwas, aus dem er sich was macht, außer Hütten zu bauen, um sich vor dem schönen, klaren Regen zu verkriechen, Melonen aufzuschlagen, Trauben zu probieren und das Obst an den Bäumen zu befingern, um zu schauen, wie diese Besitztümer sich entwickeln?
Adam hat nur an Dingen Interesse, die einen praktischen und nützlichen Wert haben, dagegen Eva, es folgt nun ein Auszug aus Adams Tagebuch, andere Werte pflegt:

Ich sollte mich vielleicht daran erinnern, dass sie noch sehr jung ist, ein kleines Mädchen wohl noch, und nachsichtig sein. Sie ist ganz Neugier, Eifer, Heiterkeit, die Welt ist ihr ein Zauber, ein Wunder, ein Rätsel, eine Freude. Sie bringt vor lauter Entzücken kein Wort mehr heraus, wenn sie eine neue Blume entdeckt, sie muss sie hätscheln, streicheln, mit ihr reden und sie mit zärtlichen Namen überschütten. Und sie ist verrückt nach Farben: braune Felsen, gelber Sand, graues Moos, grünes Laub, blauer Himmel; Perlmuttschimmernde Morgendämmerung, purpurne Schatten auf Berghängen, goldene Inseln, die bei Sonnenuntergang durch karmesinrote Meere gleiten, ein bleicher Mond, der durch zerklüfte Wolkenmassen treibt, Sterndiamanten, die aus dem Nichts des unendlichen Raumes funkeln - nichts davon ist, so weit ich sehe, von irgend einem praktischen Wert, doch weil es Pracht und Farbe besitzt, reiche das völlig aus und sie verliert darüber ganz den Verstand.

Es folgt nun eine amüsante Szene, als Eva ihre erste Erfahrung mit dem Feuer macht. Sie war von dem Feuer so sehr angetan, von dessen Farben und dem Temperament, dass sie es nehmen und an ihre Brust pressen wollte. Sie ließ dann glücklicherweise schließlich doch davon ab... :D.

So, hier mache ich nun Schluss. Ich möchte nicht mehr verraten, wie es weiter gehen wird. Viel tut sich zwar nicht mehr, aber der Schluss hat etwas Besonderes, das ich nicht vorwegnehmen möchte... . 

Dem Buch gebe ich zehn von zehn Punkten, teils weil es so schön poetisch geschrieben ist, fantasievoll, humoristisch und weil Eva hier, stellvertretend für alle Frauen, so viel interessanter und klüger auftritt, denn wenn sie nicht gewesen wäre, würde Adam noch immer in seiner kleinen Welt, namens Garten Eden, verweilen. Gefahrlos zwar, aber recht monoton. Es ist Eva, die Leben in Adams Welt hinein bringt; es ist Eva, die viele Fragen stellt; es ist Eva, die Abenteuer riskiert und dadurch Abwechslung in deren kleinen Welt schafft; und es ist Eva, die Sinn für all das Schöne, das Ästhetische zeigt. Eva, die die Welt verändert... .

(Fettdruck hervorgehoben durch M. P.)

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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

SuB:

Amin: Der Klang der Sehnsucht
Donoghue: Raum
Frank: Rücken an Rücken
Lenz: Die Masken
Leroux: Das Phantom der Oper
Manguel: Die Bibliothek bei Nacht
Mann. T. Erzählungen (1)
Miin: Madame Mao
Muawad: Verbrennungen
Obrecht: Die Tigerfrau
Osorio: Mein Name ist Luz
Pamuk: Istanbul
Senger: Kaiserhofstr. 12
Thackeray: Das Buch der Snobs

Gelesene Bücher 2012: 50
Gelesene Bücher 2011: 86

Mittwoch, 11. Juli 2012

Mark Twain / Das Tagebuch von Adam und Eva

2011, 94 Seiten, Gebunden, Deutsch
Aus d. Engl. neu übers. v. Kim Landgraf Anaconda
bei Jokers für 4,99 €
ISBN-10: 3866475993
19:22

Klappentext

 Liebe auf den ersten Blick war es weiß Gott nicht. So lässt sich der Beginn der Romanze zwischen Adam und Eva beschreiben, wenn wir uns nicht auf die Genesis, sondern auf die Tagebücher berufen. Die hat Mark Twain (1835 - 1910) seinen biblischen Protagonisten in die Federn diktiert. Der weltberühmte amerikanische Autor seziert hier die keineswegs paradiesischen Unzulänglichkeiten der Geschlechter am Beispiel des ersten Traumpaars der Geschichte: mit ebenso humor- wie liebevoller Nachsicht. Dass die beiden schließlich doch noch zueinanderfinden, ist ein seltenes Glück für die Menschheit und für den Leser!
Von Mark Twain habe ich schon verschiedene Werke gelesen... . 
Aber der vorliegende Band scheint ja ein völlig anderes Genre von ihm zu sein. 



Bin neugierig!





 

Anna Seghers: Jans muss sterben (1)



Eine Buchbesprechung zur o. g.  Lektüre!

Das Buch habe ich gestern Abend zu Ende gelesen und es hat mir recht gut gefallen. Eine Szene, auf die später zu sprechen komme, war mir nicht unbedingt verständlich was die Verhaltensart der Eltern des Protagonisten namens Jans Jansen betrifft.

Die Erzählung behandelt das Leben einer  jungen dreiköpfigen Proleatarierfamilie, die in einem Wohnblock lebt. Die Häuser sind ein wenig heruntergekommen, im Hof stinkt es nach Müll… . Vater Jansen arbeitet in einer Fabrik, seine Frau Marie ist Hausfrau.
Der kleine Jans ist sieben Jahre alt, als er schwer erkrankt.

Die Eltern des Jungen sprechen kaum etwas miteinander. Besonders der Vater ist recht schweigsam und hat seine Art, seine Liebe dem Kinder und seiner Frau entgegenzubringen. Wobei die Ehe der beiden fast schon ausgelebt wirkt, und alles, woran sich die Eltern noch erfreuen können, das ist der Junge Jans.

Als Jans eines Tages von der Schule heimkommt, wirkt er recht auffällig. Er sah kränklich aus, die Mutter dies aber nicht sofort wahrnahm und erst beim Abendessen fiel dem Vater auf, dass Jans etwas fehlt, er es aber nicht zur Sprache brachte. Bis Jans plötzlich völlig geschwächt sich an die Rockschürze seiner Mutter hält und zu weinen anfängt. Erst jetzt reagiert die Mutter, und bringt den Jungen ins Bett… .

Am nä. Morgen glühte Jans Körper wie auf heißen Kohlen gelegen… . Der Vater, der bei dem Jungen Nachtwache geschoben hatte, drückt Jans wortlos an sich, als er schließlich zur Arbeit in die Fabrik geht. Zwischen ihm und seiner Frau wird kein Wort gewechselt. Nichts wird kommuniziert. Jeder trägt den Kummer allein für sich… .

Der Morgen ließ sich an wie gewöhnlich. Die Sonne brannte auf dem Hof, und Nachbarsfrauen hingen die Wäsche auf. Marie wollte ans Fenster, ihr Unglück herunter rufen. Aber plötzlich schüttelte sie den Kopf. Es war eine Schande, dass Jans, ihr schönes glänzendes Kind, krank war, es war eine Schande, Fremden zu zeigen, dass ihr Glück Flecken und Sprünge bekommen hatte. Da war es schon besser, seine Schande allein zu tragen, und sie nahm Jans kleine zerschmilzende dürre Hand in die ihre.

Etwas später tritt der Arzt ein, und dies fand ich ein wenig merkwürdig, dass die Eltern nicht schon längst reagiert haben, vor allem die Mutter, die nicht wusste, dass Jansen den Arzt schickte… .
Jans wird gepflegt und gut behütet, kommt vorläufig wieder auf die Beine... Welch eine Erkrankung das Kind ergriff, wird nur angedeutet. Der Junge klagte über Schwindel und Übelkeit, später spuckte er reichlich Blut… .

Die Erzählung hatte gerade mal fünfzig Seiten und das Ende fand ich ein wenig traurig, auch wenn die Eltern einen neuen Trost gefunden haben. Mehr möchte ich aber nicht verraten.
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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

SuB:

Amin: Der Klang der Sehnsucht
Donoghue: Raum
Frank: Rücken an Rücken
Lenz: Die Masken
Leroux: Das Phantom der Oper
Manguel: Die Bibliothek bei Nacht
Mann. T. Erzählungen (1)
Miin: Madame Mao
Muawad: Verbrennungen
Obrecht: Die Tigerfrau
Osorio: Mein Name ist Luz
Pamuk: Istanbul
Senger: Kaiserhofstr. 12
Thackeray: Das Buch der Snobs

Gelesene Bücher 2012: 49
Gelesene Bücher 2011: 86

Dienstag, 10. Juli 2012

Anna Seghers / Jans muss sterben

Jans muß sterben

ISBN-10: 3763251650 

Verlag: Büchergilde Gutenberg 

4,99 € statt 11,50 

70 Seiten

 

Klappentext

 "Martin und Marie Jansen - er ruhig und gutmütig, sie kräftig und lebhaft - haben längst ihre Zärtlichkeit und Liebe füreinander verbraucht. All ihre Hoffnungen und verzweifelten Erwartung knüpfen sie an Jan, ihr Kind, unfähig, die Heftigkeit ihrer Gefühle auszudrücken, die sie fast zerreißt. Aber dann geschieht das Unglück: der kleine Körper zerfällt in einer unerklärlichen Krankheit."

Das Buch habe ich bei Jokers sehr preisgünstig entdeckt, s. o. gebundene Ausgabe, wahrscheinlich noch eine Restauflage. Anna Seghers ist als eine anspruchsvolle Autorin recht bekannt. Dennoch ist es das erste Buch von ihr, das ich lesen werde... .

 

Autorinnenportrait

Die Autorin wurde 1900 in Mainz geboren, starb 1983 in Berlin. Dt. Schriftstellerin jüdischer Herkunft... .

Montag, 9. Juli 2012

Charles Dickens / Schwere Zeiten (1)



 Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich habe heute das Buch zu Ende gelesen und ich muss sagen, ich bin erstaunt über den untypischen Schreibstil von Charles Dickens, was sicherlich mit der Thematik zusammenhängt. Der Schreiststil ist recht trocken, wenig fantasievoll, recht gefühlsarm, dafür keine Sentimentalitäten und keine Gefühlsduselei... In diesem Buch fließen fast keine Tränen... Die darin beschriebene Welt ist absolut auf Sachlichkeit und Tatsachen gebaut. 

Die Schule von M´Choakumchild war durchgehends Tatsache; die Zeichenschule sei durchgehendst Tatsache und die Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer waren lauter Tatsachen. Alles war auch Tatsache, von der Entbindungsanstalt bis zum Kirchhof. Was man also nicht mit Zahlen beweisen dartun konnte, das auf dem billigsten Markt zu kaufen und auf dem teuersten zu verkaufen war, das hatte keine Existenzberechtigung, das sollte niemals sein, bis zu aller Welt Ende, Amen.

Es war verboten, Kindern Märchen und Geschichten zu erzählen.  Wenn Kinder von solchen Gestalten träumten oder gar erzählten, wurde ihnen diese sehr bald von ihren Lehrern ausgetrieben. Selbst bunte Blumenmuster auf Teppich und Tapeten wurde ihnen ausgeredet, da diese keine echten Blumen seien… .

"Hierin beruht die Springfeder der mechanischen Kunst und des Geheimnisses, die Vernunft zu erziehen, ohne sich zur Ausbildung der Gefühle und Neigungen herabzulassen. Man muss sich nie wundern! Bringe alle Sachen vermittels Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division in Ordnung und wundere dich nie. "Gibt mir ein Kind", sagt M`Choakumchild, "das wenigstens allein gehen kann, und ich werde es dahin bringen, dass es sich niemals mehr wundert!"

Menschen werden zu Maschinen erzogen, alles ist genau berechnet. Literatur, Poesie, Kunst... gibt es keine, da sie nicht erlaubt ist. Die Menschen haben keine Träume. Die Menschen sind alle gleich... . Die Welt in England beruft sich lediglich auf Zahlen und Statistiken. Die Kinder in der Schule werden nicht mit Namen aufgerufen, sondern mit Nummern... . Die Städte und Dörfer sind durch die vielen Fabriken voller Nebel, Dreck, die Luft voll Ruß.... Die Menschen sind keine Menschen, sondern lediglich Fabrikarbeiter, die den Dreck für die hohen Bosse, Fabrikanten,  Bankiers etc. tun und deren schwere Fabrikarbeit an lebensgefährlichen Maschinen gebunden ist... . 

Es gibt eine Romanfigur, die sich gegen das System auflehnt... . Stephen Blackpool, der eine Unterredung mit dem Fabrikanten Mr. Bounderby sucht:

" Sir, ich möchte mich niemals darüber auslassen, obwohl ich mein Teil mitgelitten habe. Wir stecken in der Tat in tiefer Bedrübnis, Sir. Blickt in der Stadt umher - so reich sie auch ist - und betrachtet die Zahl der Leute, die nur dazu geboren scheinen, um zu weben und Wolle zu krämpeln, und die das Leben alle in gleicher Weise fristen - von ihrer Wiege bis zu ihrem Grab. Seht doch, wie wir leben, wo wir leben und in welcher Anzahl, unter welchen Aussichten und mit welcher Gleichförmigkeit; seht nur, wie die Maschinen immerfort arbeiten und wie sie uns doch nie einem fernen Gegenstand näher bringen - außer stets dem Tod. Seht nur, wie ihr uns beurteilt und über uns schreibt und spricht und unseretwegen eure Deputationen zum Staatssekretär schickt, und ihr stets Recht habt und wir stets Unrecht, und wie wir kein Funken Verstand in uns haben, seitdem wir geboren wurden. Seht nur, wie das zugenommen hat, Sir, stärker und stärker, immer weiter und weiter und immer schwerer und schwerer, von Jahr zu Jahr, von Generation zu Generation. Wer kann das alles betrachten, Sir, und einem Mann kühn sagen, dass es kein trauriger Zustand ist?"

Doch nicht nur die Fabrikarbeiter sehnen sich nach mehr Menschlichkeit, nein, auch die Kinder der Bankiers leiden auf ihre Weise. Das Geschwisterpaar Tom und Luise Gradgrinds z.B., Kinder aus wohlhabendem Hause, versuchen sich gegenseitig beizustehen, wenn sie in familiäre, seelischen Nöte geraten. Ganz besonders Luise, die ältere von den beiden, kümmert sich mit viel Hingabe um ihren recht sorgenvollen Bruder, es ihr aber, ohne Ideale dastehend, an jugendlicher Weisheit fehlt:

"Sieh, Tom, da ich immer älter und größer werde, sitze ich oft da, mich wundern und nachdenken, wie unglücklich ich doch bin, dass ich dich mit unserem elterlichen Hause nicht besser versöhnen kann. Ich weiß nicht was andere Mädchen können. Ich kann dir nicht vorsingen oder vorspielen. Ich kann kein Gespräch mit dir führen, um deinen Geist zu erheitern; ich sehe nichts Unterhaltendes und ich lese keine unterhaltenden Bücher, dass es dir zum Vergnügen gereichen könnte, wenn ich mit dir darüber spreche, wenn du der Ausspannung bedürftig bist."

Und gerade diese Ödnis, durch den Mangel an Literatur und an Kunst, Mangel an Spiele und Freuden spürt man ganz deutlich in dem Buch, wie geistig eintönig die Menschen durch das System, das sich nur auf Tatsachen stützt, dort leben... .

Luise, zwanzig Jahre alt, wird mit einem um dreißig Jahre älteren Mann verheiratet, der sowohl Bankier als auch Fabrikant ist. Luise willigte der Vermählung nur aus Liebe zu ihrem Bruder Tom zu, der allzu verschuldet ist. Sie erkennt kurze Zeit darauf ihren groben Fehler, ihren Bruder, der immer mehr auf Abwegen gerät, konnte sie nicht retten, und hat sich zudem in einen jungen Mann verliebt. Sie reißt auf dieser Ehe heraus, flieht in ihr Vaterhaus und bittet um eine Unterredung. In dieser Unterredung bringt sie diplomatisch alles zur Sprache, was der Vater den Kindern in der Erziehung versäumt hat ihnen für das Erwachsenenleben mitzugeben. Mitunter wurde auch die unglückliche Ehe thematisiert, zu der Luise nicht mehr zurückzukehren beabsichtigte:

"Nun, mein Vater, der Vorzug, den sich Kinder untereinander zu geben pflegen und von dem ich selbst gehört habe, hat in meiner Brust nie einen unschuldigen Sitz aufgeschlagen. Sie sind so vorsichtig mit mir gewesen, dass ich nie das Herz eines Kindes besaß. Sie haben mich sowohl erzogen, dass ich niemals den Traum eines Kindes geträumt. Sie sind, mein Vater, von meiner Wiege bis zur gegenwärtigen Stunde so weise mit mir verfahren, dass ich niemals einen kindlichen Glauben oder eine kindliche Furcht empfand." 

Glaube und Furcht zählten auch nicht zu Tatsachen, sondern zu Erfindungen.

Luise, eine recht sensible junge Frau, mit einer ausgeprägten Intuition ausgestattet, spürt sehr wohl in sich, dass sie etwas ganz Wesentliches, etwas ganz Elementares vermisst, so bringt sie auch dies ihrem Vater zur Sprache:

"Wie konntest du mir Leben geben und mich alle meiner unschätzbaren Dinge berauben, die es über den Zustand bewussten Todes hinaufheben? Wo ist die anmutige Sicherheit meiner Seele? Wo sehen die Gefühle meines Herzens? Was hast du getan, o Vater, was hast du getan mit dem Garten, der einst hier in dieser großen Wildnis blühen sollte? (…) und dennoch, Vater, wenn ich stockblind gewesen wäre, wenn ich meinen Weg hätte tappend finden müssen und die Freiheit besessen hätte - da ich die äußere Form und die Oberfläche der Dinge kannte, meine Fantasie dabei als Richtschnur zu nehmen-, so würde ich jetzt um vieles weiser, glücklicher, liebevoller, unschuldiger unmenschlicher in jeder Beziehung gewesen sein, als ich jetzt mit meinen Augen bin. (…) Mit einem Hunger und Durst, Vater, die keinen Augenblick gestellt wurden - mit einem inbrünstigen Verlangen nach einer Region, wo Regeln, Zahlen und Definitionen nicht alles sind - bin ich aufgewachsen und habe mir meinen Lebenspfad Zoll für Zoll erkämpft."
Der Vater zeigt sich recht erstaunt über die Worte seiner Tochter. Sie stimmen ihn traurig und nachdenklich. Er bestätigt, dass es Menschen gibt, die davon reden, dass es sowohl eine Weisheit des Herzens als auch eine Weisheit des Kopfes gäbe. Er dagegen habe nur an die Weisheit des Kopfes geglaubt:

Wie kann ich diesen Morgen zu behaupten wagen, dass es so ist. Wenn die andere Art von Weisheit das sein sollte, was ich vernachlässigt habe, und der Instinkt, der vonnöten ist, dann Luise…".

(...)

So, Ich mache nun hier Schluss, da meine Buchbesprechungen nichts anderes als Fragmente sein sollen, auch, weil ich nicht alles verraten möchte. Mir geht es vielmehr um die vielen schönen Zitate, in denen so viel Weisheit steckt, die ich nicht nur lesen möchte, sondern versuchen, sie auch im Leben umzusetzen. Und am besten geht das, wenn man diese Textstellen immer wieder nachschlagen kann.
     
Zum Schluss wird es in dem Buch wieder dickerisch. Tränen sind reichlich geflossen, und nicht nur bei der Frau, bei Dickens weinen nämlich auch die Männer... . Ich habe vergessen zu erwähnen, dass es noch andere Merkmale in dem Buch gibt, die ich als typisch Charles Dickens bezeichnen würde. Eine junge Frau, Luise, s. o., die sich für ihren jüngeren Bruder aufopfert... . Das hat man oft in bei Dickens, aufopfernde junge Frauen, die von wohlhabenden Männern gerettet werden... . Des Weiteren taucht auch eine elternlose Figur auf, die von einem wohlbegüteten Vater von mehreren Kindern aufgenommen wird. Ich bin auf diese nicht eingegangen... und verweise auf das Buch, es selber zu lesen.

Das Fazit des Romans ist dieses, dass die Weisheit, die ausschließlich aus dem Kopf stammt, unmenschlich macht. Sie ist arm an Bildern, arm an Kreativität, und vor allem arm an Menschlichkeit. Nur eine Ballance zwischen der Weisheit des Kopfes und der Weisheit des Herzens macht den Menschen zu einem wahren und vollkommenen Wesen.

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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

SuB:

Amin: Der Klang der Sehnsucht
Donoghue: Raum
Frank: Rücken an Rücken
Lenz: Die Masken
Leroux: Das Phantom der Oper
Manguel: Die Bibliothek bei Nacht
Mann. T. Erzählungen (1)
Miin: Madame Mao
Muawad: Verbrennungen
Obrecht: Die Tigerfrau
Osorio: Mein Name ist Luz
Pamuk: Istanbul
Senger: Kaiserhofstr. 12
Thackeray: Das Buch der Snobs

Gelesene Bücher 2012: 48
Gelesene Bücher 2011: 86


Samstag, 7. Juli 2012

Charles Dickens / Schwere Zeiten


Umschlag: Paperback
1. Auflage 2011
elv -Verlag, 340 Seiten
ISBN/EAN: 9783862674985
Preis: 24,90 € (D, A)


Klappentext 

Charles Dickens (1812-1870), bedeutender Vertreter des literarischen Realismus, zählt noch heute zu den meistgelesenen Autoren überhaupt. In vielen seiner Werke übte er massive, oftmals satirisch zugespitzte Kritik an der Industrialisierung und deren sozialen Folgen. So auch im Roman »Schwere Zeiten« (1854), der in der fiktiven Industriestadt Coketown spielt und die elenden Arbeits- und Lebensbedingungen der englischen Fabrikarbeiter schildert. Durch seine radikale Entlarvung der von Profitgier getriebenen Mittel- und Oberschicht und der Ausbeutung der Armen ist der Roman noch immer eines der beeindruckendsten Beispiele sozialkritischer Literatur in Europa.

Gelesen habe ich von Dickens;

1. David Copperfield
2. Hohe Erwartungen
3. Eine Weihnachtsgeschichte
4. Der Raritätenladen
5. Nikolaus Nickleby

Dazu zwei Biografien... . 

Donnerstag, 5. Juli 2012

Stefan Zweig / Brennendes Geheimnis (1)

 Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch habe ich nun durch und es hat mir sehr, sehr gut gefallen. Es hat mich wieder intensiv gepackt, ähnlich wie bei der Schachnovelle.
Stefan Zweig ist so sprachbegabt. Bei ihm, und das findet man nicht bei jedem Autor, ist sowohl der Intellekt als auch das Gefühl sehr ausgewogen. Und seine psychologischen Kenntnisse sind überragend... . Aus diesem Grunde gebe ich dem Buch zehn von zehn Punkten. Gute Gedanken in schöne Bilder gepackt.

Ich habe mir viele Textstellen angestrichen, und versuche sie hier verarbeitend zu platzieren... .

Der Erzähler in dem Buch ist diesmal keine Romanfigur, die im Geschehen mitagiert. Er ist ein objektiver Betrachter, der von einem Baron zu berichten beginnt, der ohne Begleitung verreist und in ein Hotel einkehrt, indem es keine Spielpartner gibt. Er beklagt seine einsame Situation und sehnt sich nach weiblichem Kontakt... . Schon auf den ersten Seiten bekommt man ein Bild von diesem Subjekt, das alles andere als sympathisch ist... . Den Namen des Barons erfährt man nicht.

Und keine Gereiztheit ist ärgerlicher als die des Spielers, der mit den Karten in der Hand im Bewusstsein seiner Überlegenheit vor dem grünen Tisch sitzt und vergeblich den Partner erwartet. Der Baron rief nach einer Zeitung. Würde ich diese die Blicke über die Zeilen rinnen, aber seine Gedanken waren lahm und stolperten wie betrunken den Worten nach.
Um seine Einsamkeit zu killen, begibt er sich auf die Suche nach weiblicher Gesellschaft.
Er war selber den Frauen nicht unähnlich, die erst die Gegenwart eines Mannes brauchen, um aus sich ihre ganze Gewalt herauszuholen. Erst ein sinnlicher Reiz spannte seine Energie zu voller Kraft. Der Jäger in ihm witterte hier eine Beute.
Eine hübsche Dame trat in das Hotel ein, gemeinsam mit ihrem zwölfjährigen Sohn, die aus Wien kamen. Der Sohn war sehr kränklich, und sie suchten in diesem Hotel viel Ruhe und Genesung, allerdings geht nicht hervor, wo sich das Hotel befindet.
Nun überlegt sich der Baron, wie er Bekanntschaft mit dieser schönen Dame machen kann.

Der Baron begibt sich in die Nähe des Jungen namens Edgar und bietet ihm seine Freundschaft an. Edgar ist ein sehr einsames Kind und freut sich  über die Bekanntschaft mit dem Baron. Der Baron war nicht wirklich an dem Kind interessiert, nein, er benutzte es, 
(…) denn er wusste, ein paar Reisekinderhände bauten ihm die Brücke zu ihrem Herzen.
Sein Plan geht auf. Bald wusste der Baron alles über die Familie, dass sie jüdischer Herkunft sind, dass die Mutter mit einem Advokaten verheiratet ist und dass sie der Bourgeoisie angehören. Edgar war stolz nun einen erwachsenen Freund zu haben. Das war für ihn etwas ganz Besonderes und freute sich auf den Hund, den er von dem Baron versprochen bekommt. Der Junge ist völlig fasziniert von ihm und erzählt seiner Mutter über die Bekanntschaft seines neuen Freundes. Nun hat der Fisch angebissen... . 

Zwischen der Mutter und dem Baron knüpft sich der Kontakt und er scheint immer inniger zu werden und das Kind wird plötzlich unwichtig, landet auf den Abstellgleis. Es stimmt Edgar recht  betroffen und spürt sehr deutlich die veränderte Lage. Auch die Mutter behandelt ihn plötzlich so, als würde das Kind stören, so, als wäre er das fünfte Rad am Wagen. Edgar stellt den Baron zur Rede:
"Was habe ich Ihn getan, dass Sie nicht mehr auf mich achten? Warum sind Sie jetzt immer so mit mir? Und die Mama auch? Warum wollen Sie mich immer wegschicken? Bin ich Ihnen lästig, oder habe ich etwas getan?"
Wirklich viel hat diese Unterredung nicht gebracht.  Edgars Wesen verändert sich. Er lernt, sich zu beherrschen aber er lässt sich nicht mehr so einfach von dem Paar fortschicken, was nicht nur den Baron, sondern auch die Mutter verärgert. Aus dem lieben Knaben entwickelte sich ein Tyrann. Doch zu recht. Denn er hatte den Baron durchschaut,  mittlerweile wurde ihm bewusst, dass er ihn benutzte, um sich seiner Mutter zu nähern. Er wusste, dass der Baron schamlos lügen konnte. Aber nicht nur der Baron …, später stellten sich die Lügen auch bei der Mutter heraus, die ein Versprechen dem Kind gegenüber nicht halten konnte:
Dass seine Mutter log, wusste erst seit gestern. Aber dass sie so schamlos sein konnte, ein offenes Versprechen zu missachten, das zerriss ihm sein letztes Vertrauen. Er verstand das ganze Leben nicht mehr, seit er sah, dass die Worte, in der er die Wirklichkeit vermutet hatte, nur farbige Blasen waren, die sich blähten und in nichts  zersprangen. Aber was für ein furchtbares Geheimnis musste das sein, dass erwachsene Menschen so weit trieb, ihn, ein Kind, zu belügen, sich wegzustehen wie Verbrecher? In den Büchern, die er gelesen hatte, mordeten und betrogen die Menschen, um Geld zu gewinnen oder Macht oder Königreiche. Was aber hier die Ursache, was wollten diese beiden, warum versteckten sich vor ihm, was suchten sie unter hundert Lüge zu verhüllen? Er zermarterte  sein Gehirn. Dunkel spürte er, dass dieses Geheimnis der Riegel der Kindheit zeigt, dass, es erobert zu haben, bedeutete, erwachsen zu sein, endlich, endlich ein Mann.
Man merkt, dass Edgar noch zu jung war, um die Lage der beiden Erwachsenen zu durchschauen, denn sonst wüsste er, dass die beiden zueinander ein sexuelles Interesse verspürten und Edgar zu einem Störfaktor sich entpuppte... .

Es entstehen größerer Reibereien zwischen der Mutter und ihrem Sohn, der Interessenkonflikt nimmt immer mehr zu. Edgar lässt sich weiterhin nicht so leicht abwimmeln. Und einmal verliert der Zwölfjährige gegenüber dem Baron vor aller Leute im Hotel die Beherrschung und sagt ihm ordentlich die Meinung. Die Mutter schickt ihn aufs Zimmer zurück, nachdem Edgar sich weigerte, sich bei dem Baron zu entschuldigen.
" Ein Lügner ist er, ein falscher Mensch. Was er tut, ist Berechnung und Gemeinheit. Er hat dich kennenlernen wollen, deshalb war er freundlich zu mir und hat mir einen Hund versprochen. Ich weiß nicht, was er dir versprochen hat und warum er zu dir freundlich ist, aber auch von dir will er etwas, Mama, ganz bestimmt. Sonst wäre er nicht so höflich und freundlich. Er ist ein schlechter Mensch. Er lügt. Sieh ihn nur einmal an, wie falsch er immer schaut. Oh, ich hasse ihn, diesen erbärmlichen Lügner, diesen Schurken…"
Edgar fühlt sich in der Rolle als Kind nicht mehr wohl, er fühlt sich ausgeschlossen aus der Welt der Erwachsenen und wünschte sich nichts sehnlicher,  schnellstmöglich aus seiner Kindheit heraus zu wachsen, um der Erwachsenenwelt anzugehören:
Furchtbar, Kind zu sein, voll von Neugier und doch niemand fragen zu dürfen, immer lächerlich zu sein vor diesen Großen, als ob man etwas Dummes oder Nutzloses wäre.
Die Lage spitzt sich immer weiter zu, Edgar treibt es zu weit, seine Wutanfälle und Eifersucht beherrschen ihn, die starke  Konsequenzen von seiten der Mutter nach sich ziehen. Aber seine Wutanfälle, so finde ich, sind berechtigt. Schließlich ist er ein doppeltes Mal enttäuscht worden und immer ist er es, von dem Einsicht erwartet wird.

Edgar wird im Zimmer eingesperrt… und ich mag nun nicht weiter erzählen..., um nicht noch mehr verraten zu müssen... .

Aber der Fortlauf der Erzählung findet noch seinen Höhepunkt, als Edgar versucht die beiden Erwachsenen geschickt nachzuspionieren, die so geheimnisvoll tun, um ihr Geheimnis zu enthüllen...  Das Ende fand ich total schön, und so möchte ich zum Abschluss noch ein letztes Zitat anbringen:
Edgar war unfähig, an irgendetwas oder irgend jemanden mit Hass zu denken, er bereute nichts, und selbst für den Baron, den Verführer, seinen bittersten Feind, fand er ein neues Gefühl der Dankbarkeit, weil der ihm die Tür aufgetan hatte zu dieser Welt der ersten Gefühle.
Das fand ich auch total schön, dass Edgar, so jung wie er auch noch war, zu solchen tiefen Gedanken hineingefunden hat und er diese bittere Erfahrung als ein wichtiger Reifeprozess in das Erwachsenenalter zu verstehen lernte.
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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

SuB:

Amin: Der Klang der Sehnsucht
Dickens: Schwere Zeiten
Donoghue: Raum
Frank: Rücken an Rücken
Lenz: Die Masken
Leroux: Das Phantom der Oper
Manguel: Die Bibliothek bei Nacht
Mann. T. Erzählungen (1)
Miin: Madame Mao
Muawad: Verbrennungen
Obrecht: Die Tigerfrau
Osorio: Mein Name ist Luz
Pamuk: Istanbul
Senger: Kaiserhofstr. 12
Thackeray: Das Buch der Snobs

Gelesene Bücher 2012: 47
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Mittwoch, 4. Juli 2012

Stefan Zweig / Brennendes Geheimnis



    • Sondereinband: 112 Seiten
    • Verlag: Fischer (Tb.), Frankfurt; Auflage: 19 (1. Mai 1988)
    • Sprache: Deutsch, 6,95 €
    • ISBN-10: 3596293111



    Klappentext
    Mit zwölf Jahren lebt Edgar am Rand seiner Kindheit. Die Menschen in der Welt der Erwachsenen erscheinen ihm als »lose Puppen und totes Spielzeug», und so lebt er »hart hinter den Träumen, dem Unwirklichen und Unerreichbaren«, bis er sich gerade von denjenigen, denen er bislang mit Vertrauen, Liebe, Gläubigkeit, Respekt begegnet ist, verraten fühlt. Sie zwingen ihn geradezu, den Riegel seiner Kindheit wegzuschieben, hinter ihr Geheimnis zu kommen, das er sich nicht zu deuten weiß. Er ist mit der Mutter, seiner Gesundheit wegen, auf den Semmering gefahren und glaubt dort unverhofft in einem jungen Baron einen Freund gefunden zu haben - doch er muß sehr schnell erkennen, daß dessen Freundlichkeit nicht ihm, Edgar, sondern der Mutter gilt. Mehr und mehr fühlt er sich zurückgesetzt, mehr und mehr spürt er, wie die Erwachsenen ihn belügen, wenn sie sich auf das konzentrieren, was ihm noch verschlossen bliebt und um so stärker als Geheimnis in ihm brennt. Es wird ihm schmerzlich - aber er muß diesen Weg einschlagen, die Vorstellungswelt des Kindseins allmählich verlassen und in die Fremdheit des Unbekannten hineinschauen, auch wenn es sich für den Augenblick noch mit einem ahnungslosen Vorgefühl begnügen darf.



    Autorenportrait im Klappentext
     Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren, lebte von 1919 bis 1934 in Salzburg, emigrierte von dort nach England und 1941 nach Brasilien. Sein episches Werk machte ihn ebenso berühmt wie seine historischen Miniaturen und die biographischen Arbeiten. Am 23. Februar 1942 schied er in Petrópolis, Brasilien, freiwillig aus dem Leben. Seine von einer vergangenen Zeit erzählenden Erinnerungen »Die Welt von Gestern« erschienen posthum.

    Meine neue Werktagslektüre von Stefan Zweig, den ich als Autor sehr schätze. Leider gehört er auch zu den Autoren, die sich das Leben genommen haben. Richtig gefesselt hat mich das Buch "Die Schachnovelle". Und das hiesige Buch scheint mich auch nicht mehr loszulassen. Habe gestern Abend schon damit begonnen. Empfohlen hat mir das Buch meine Literaturfreundin Windhuk... .
      

    Orhan Pamuk / Istanbul (3)



     Dritte Buchbesprechung der o. g. Lektüre





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    „Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)


    Gelesene Bücher 2012: 53
    Gelesene Bücher 2011: 86

    Dienstag, 3. Juli 2012

    Harper Lee / Wer die Nachtigall stört



    Klappentext 
    Harper Lee beschwört den Zauber und die versponnene Poesie einer Kindheit im tiefen Süden der Vereinigten Staaten. Die Geschwister Scout und Jem wachsen in einer Welt von Konflikten zu tolerant denkenden Menschen heran. Menschliche Güte und stiller Humor zeichnen diesen Roman aus, der in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurde und im Sturm die Herzen von Millionen Lesern eroberte.


     Autorenportrait im Klappentext
    Haper Lee wurde 1926 in Monroeville/Alabama geboren. Sie studierte ab 1945 Jura an der Universität in Alabama, ging aber vor dem Abschluß nach New York und arbeitete bei einer internationalen Luftverkehrsgesellschaft. Für den vorliegenden Roman erhielt sie 1961 als erste Frau seit 1942 den Pulitzerpreis und lebt heute zurückgezogen in New York.

    Entdeckt habe ich das Buch in der Frankfurter Bahnhofsbuchhandlung, die ziemlich gut sortiert ist.  Allerdings ist es ziemlich wahrscheinlich gewesen, dass das Buch zu mir oder ich zu dem Buch gefunden habe, da bei mir im Büro ein Zitat von ihr hängt. Das Zitat wird in meiner Buchbesprechung wiedergegeben.


    Sonntag, 24. Juni 2012

    Verena Lueken / New York (1)

    Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre



    Das Buch hat mir ganz gut gefallen. Allerdings ist es für mich unverständlich, wenn GegenwartsautorInnen sich noch immer der Begriffe wie "Rasse" und "Irrenanstalt" bedienen. Irrenanstalt, meine Güte, fühle mich ins fünfzehnte Jahrhundert zurückversetzt, dabei schreiben wir das Jahr 2012. 

    Doch nun Schluss mit der Kritik und ab in die Buchbesprechung:

    Nach dem Lesen dieses Buches wüsste ich nicht, ob ich noch Lust auf das Reisen nach New York hätte. Einerseits eine faszinierende Stadt, andererseits eine Stadt, die wieder abschrecken kann. Eine riesen Metropole. New York zählt als die Hauptstadt der Welt, eine Welthauptstadt mit vielen Gegensätzen und Widersprüchen. Viel Glanz und Glamour, Reichtum, Arroganz, entgegengesetzt Bettler, Obdachlose, Slums, hohe Kriminalität und hohe Mordrate... , wobei ich diese Extreme in einer so riesen Stadt eher als normal bezeichne. Je mehr Menschen in einer Stadt leben, desto größer sind die sozialen und ethnischen Unterschiede. Gewinner und Verlierer gibt es überall auf der Welt und in jeder größeren Stadt.

    Der Autor Fitzgerald, der ein Essay zu New York geschrieben hat mit dem Titel My Lost City, der  von der Autorin zitiert wird:
    Mit Schaudern sah der New Yorker, was er nicht hatte, dass die Stadt nicht etwa eine endlose Kette von Straßenschluchten war, sondern Grenzen hatte. Und mit dieser schrecklichen Gewissheit, dass New York schließlich doch noch eine Stadt und kein Universum ist, brachte das glänzende Gefüge seiner Imagination zu Boden.
    New York, die auch als Gossenstadt bezeichnet wird, ist die Armut vieler Menschen dermaßen hoch, etliche nicht einmal für den Unterhalt ihrer eigenen Kinder aufkommen können. Damit wenigstens Neugeborene  vor Aussetzung bewahrt werden können, hatte man 1894 vor einem Waisenhaus eine Wiege stehen, in der hilflose Mütter ihre Kinder hinein legen konnten... .

    Etwas bedauerlich finde ich an dem Buch, dass an vielen Textstellen die Jahreszahl nicht aufgeführt ist, und man gezwungen ist, Nachschlagewerke zu Rate zu ziehen. 1994 zum Beispiel zählte New York über dreißigtausend Obdachlose, dreizehntausend von ihnen waren Kinder. Der damalige New Yorker Bürgermeister Rudolf Giuliani, der die Stadt von 1994-2001 regierte, brachte Ordnung in die Metropole. Obdachlose, Bettler und Menschen mit Kavaliersdeliktfilm wurden schwer gefahndet. Obdachlose wurden aus der Stadt verdrängt.
    Giuliani war sich darin einig, dass Bagatellevergehen streng verfolgt werden müsste. Bettler in der U-Bahn, Trinker am Straßenrand, Feuerwerkshändler in Chinatown, Kleindealer, Graffitikünstler und T-Shirt-Verkäufer ohne Lizenz machten bittere Zeiten durch. (...)
    New York war von Beginn an die Stadt der Außenseiter. Noch heute trifft man, wenn man an einem strahlenden Tag, wie sie in New York die Regel sind, auf die Straße tritt, die ganze Welt. Es gibt nicht mehr viele Hugenotten, nicht alle Schwarzen auf einen Stammbaum von Sklaven zurück, und die Asiaten und die Latinos haben die Europäer in ihrer Zahl längst übertroffen.
     Mitte des siebzehnten Jahrhundert besetzten die Briten New York, aber sie wurden hier, auch nach einhundertfünfzig Jahren, trotz kultureller Einfluss, niemals heimig. 
    In überpropotionaler Zahl belegten sie die Kerker und Gefängnisse, die Armenhäuser und die Irrenanstalten.
     
     New York zählt auch zu der Stadt mit den meisten Brücken..  
    Sie umfasst zweitausensiebenundzwanzig Brücken über Flüsse und Buchten, von denen der Archipel umgeben ist, über Straßen, Wege und Senken, Brücken für Fußgänger und Züge, für Lastwagen und Autos.
    Dies stelle ich mir sehr schön, vor allem auch die Brücken für Fußgänger. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass sich viele Menschen von eine dieser Brücken das Leben nehmen.

    New York City zählte 2005 mehr als 8 Millionen Einwohner und im gesamten Bundesstaat über 22 Millionen. Im New Yorker Einwanderungviertel Queens zählen etwa 160.000 verschiedene Nationalitäten.

    Viele Menschen, und je mehr Menschen die Stadt umfasst, desto größer kann die Einsamkeit sein, fühlten sich in dieser Masse dermaßen verloren:
    Der Schriftsteller William Maxwells bemerkte einmal,  New York könne man auf den Bürgersteigen weinen, in vollkommener Intimität.
    Doch es gab auch Menschen in der Politik, die sich konstruktiv für die Stadt eingesetzt hatten. Robert Moses z.B., Stadtplaner in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts, nutzte die Korruption aus, die in der Verwaltung herrschte, um seine Ideen umzusetzen aber ohne sich persönlich zu bereichern. Auch im sozialen Bereich war er recht aktiv:
    Er ließ Parks bauen, weitere Brücken und Kinderspielplätze. Für all dieses brauchte er, was New York nicht hatte, nämlich Platz. Also verbreiterte Manhattan, indem er der Insel durch Landaufschüttungen einen schmalen Uferstreifen hinzufügte. Auch ließ er Zigtausende Bewohner umsiedeln, vor allem Arme und unter ihnen wiederum vor allem Schwarze und Puertorikaner, die er in neuerrichteten sozialen Wohnbauviertel in Brooklyn und in der Bronx unterbrachte.
    Und nun, noch ein letzter Punkt, der mich interessiert hat, ist, dass New York Mitte des neunzehnten Jahrhunderts als der größte Rindfleischlieferant galt und sowohl die Schlächterei als auch die Fleischverpackung zu dem wichtigsten Wirtschaftszweig zählte. Na, das wundert mich ja nicht bei den Fastfoodketten wie z.B. Mc. Donald, die mittlerweile fast auf der ganzen Welt verbreitet sind.

    Ich hatte mal eine Doku im Fern gesehen, als Tierschützer sich für die richtige Haltung der Zuchttiere einsetzten, und sie auch an die Öffentlichkeit gingen. Diese wurden ziemlich stark gemobbt und man drohte ihnen mit ihrem Leben... .

    1676 wurde das erste öffentliche Schlachthaus in New York gegründet, und hat somit alle privaten Schlachthäuser verdrängt. Private Schlächtereien wurden verboten, da nur noch in gemeindeeigenen Häusern das Schlachten erlaubt war.

    Wenn es nach mir ginge, bräuchten wir gar keine Schlachthäuser mehr. 

    Lueken hat einige Autoren zitiert, die zu New York Werke verfasst hatten. Eines davon besitze ich selbst und habe Lust bekommen, es noch einmal zu lesen:

    Das Fegefeuer der Eitelkeit, geschrieben von Tom Woolfe. Nehme ich mir in meinen Sommerferien vor, da es ein dicker Wälzer ist. 

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    „Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

    SuB:

    Amin: Der Klang der Sehnsucht
    Dickens: Schwere Zeiten
    Donoghue: Raum
    Frank: Rücken an Rücken
    Lenz: Die Masken
    Leroux: Das Phantom der Oper
    Manguel: Die Bibliothek bei Nacht
    Mann. T. Erzählungen (1)
    Miin: Madame Mao
    Muawad: Verbrennungen
    Obrecht: Die Tigerfrau
    Osorio: Mein Name ist Luz
    Senger: Kaiserhofstr. 12
    Thackeray: Das Buch der Snobs
    Zweig: Brennendes Geheimnis

    Gelesene Bücher 2012: 45
    Gelesene Bücher 2011: 86



      


    Samstag, 23. Juni 2012

    Verena Lueken / New York

     

    Gebundene Ausgabe: 178 Seiten
    Verlag: Dumont Buchverlag; Auflage: 2 (10. April 2003)
    Sprache: Deutsch
    Früher 19,99 €, neu: 3,99 €
    ISBN-10: 3832178082

     

     

     

     

    Über das Buch

    New York, die Stadt, das Faszinosum in all seinen Spiegelbildern spielt die Hauptfigur in der Reportage der Kulturkorrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Am Gedächtnis von New York entlang, das von Beginn an die Stadt der Außenseiter war, in der sich die die Welt getroffen hat, schreibt Verena Lueken ihre Reportage, in der der Übergang der vergangenen Monate und ein Stück Stadtgeschichte sich verbinden zum Bild des augenblicklichen Zustands einer Metropole. Was wird die "Hauptstadt der Welt" in der Zukunft sein können? Verena Lueken folgt in New York den Bewegungen der Menschen, in den Straßen, über das Wasser und die Brücken; vor allem aber durch das U-Bahnnetz. Sie folgt den Bewegungen des Mülls der Bewohner dieser Stadt, und das ist neuerdings auch der Abtransport der Millionen Tonnen Schutt von Ground Zero. Und schließlich folgt Verena Lueken den spekulativen Strömen des Geldes im nicht mehr ganz heimlichen neuen Finanz- und Unterhaltungsviertel in Midtown.




    Autorenportrait 
     Verena Lueken wurde 1955 geboren. Sie studierte Soziologie, Filmwissenschaft und Germanistik in Frankfurt am Main und Tanz in Philadelphia und New York. Seit 1991 arbeitet sie als Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, deren NewYorker Kulturkorrespondentin sie seit 1995 ist. Im Jahre 1992 erhielt sie den Internationalen Publizistikpreis. 



    Das Buch habe ich bei Jokers entdeckt und habe es für nur 3,99 € eworben. Wohl noch eine Restauflage, da DUMONT das Buch nicht mehr führt, habe es auch bei anderen Verlagen nicht gefunden.