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Mittwoch, 27. Dezember 2017

John Fante / Der Weg nach Los Angeles (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 

Spannende Eindrücke in der Leserunde, interessant, sich mit anderen LeserInnen auszutauschen, wenn man nur genug Zeit für einen Austausch dieser Art hat. Ich werde am Ende dieser Buchbesprechung die Leserunde mit meinem Blog verlinken. Damit ich nicht alles nochmals schreiben muss, habe ich meine Argumente hier reinkopiert. Die späteren Argumente sind im Forum nachzulesen … 

... denn die Leserunde ist noch nicht abgeschlossen. Es lohnt sich also, dort immer wieder vorbeizuschauen. 

Wir waren uns in der Leserunde alle einig. Der 18-jährige Protagonist und Icherzähler Arturo Bandini ist uns total unsympathisch. Tina war die Einzige, die versucht hatte, Verständnis für den jungen Menschen aufzubringen. Revolte und Protest seien völlig normal in diesem Alter, doch später konnte ihm Tina auch keine Sympathie mehr abgewinnen.

Doch zuerst gebe ich erneut den Klappentext rein:
Anfang der dreißiger Jahre, ein Vorort von Los Angeles: Nach dem Tod seines Vaters muss sich der 18-jährige Arturo Bandini in einer heruntergekommenen Fischfabrik sein Brot verdienen. Doch er hat den Alltag und den endlosen Kleinkrieg zu Hause satt. Er liest Schopenhauer und Nietzsche und träumt von Höherem: Er möchte Schriftsteller werden. Und dafür muss er nach Los Angeles gelangen. Schnell schließt der Leser diesen arroganten, bös-witzigen und doch so sehnsuchtsvollen jungen Mann in sein Herz. Und träumt seinen großen Traum mit ihm. Der Roman erschien nicht mehr zu Fantes Lebzeiten, zu provokant waren Thema und Sprache für das Amerika der dreißiger Jahre.

Arturo ist für mich nur ein Pseudointellektueller. Er steckt in einem Identitätskonflikt, da er jemand anderes sein möchte. Viel Wind für nichts. Ich kann ihn nicht wirklich ernst nehmen. Er rennt mit Büchern namhafter Autoren durch die Gegend, um jedem zu zeigen, was er für Bücher liest. Er zitiert sehr häufig Friedrich Nietzsche und dessen ZarathustraArturo ist demnach ein Mensch, ein potenzieller Tagträumer, der nicht in seiner Welt lebt.

Er lehnt wie Nietzsche auch sämtliche Religionen ab, er lehnt auch Frauen ab. Aber Arturo ist dadurch auch sehr widersprüchlich in seiner Lebensart … Und er ist ein Kotzbrocken. Er beschimpft Gott, die Welt und seine Familie, die aus seiner Mutter, seiner 16-jährigen Schwester und einem Onkel besteht.

Er versucht unbewusst in die Identität von Friedrich Nietzsche zu schlüpfen und nimmt sich dabei viel zu wichtig. Doch manche Äußerungen sind zum Wegschießen, dreist- und lustig zugleich …

Er führt Krieg mit Krebstieren und mit Insekten. Er tötet diese Tiere in einer sehr sadistischen Form. Grauenvoll, diese Szenen möchte ich nicht wiedergeben …  

Onkel Frank ist auch eine merkwürdige Kreatur. Er bezeichnet Arturo als Hurensohn; in dieser Beziehung fand ich es gut, wie sich Arturo gegen diese Äußerung auflehnt, in der Art, dass, wenn er der Sohn eine Hure sei, müsse der Onkel der Bruder der Hure sein ...

Aber Arturo gebraucht selbst auch anderen Menschen gegenüber diesen und andere vulgäre, primitive Ausdrücke ...

Arturos Vater ist verstorben, und nun muss er als das Familienoberhaupt für seine Mutter und seine Schwester sorgen. Er hält die Jobs nicht aus, und kündigt immer wieder, oder er wird gekündigt und seine Rolle als Arbeiter ist für ihn nicht hinnehmbar, da viel zu bieder, er habe etwas Besseres verdient.

Ich versuche, mich diesbezüglich in seine Lage hineinzuversetzen. Arturo hat die High-School mit Abschluss verlassen, ist 18 Jahre alt und zu der damaligen Zeit war man mit 18 Jahren noch minderjährig. Es stört mich, dass er die Familie versorgen muss. Eigentlich müsste die Mutter, die sehr einfach gestrickt zu sein scheint, arbeiten gehen, aber sie macht sich vom Sohn und von den Almosen ihres Bruders, Arturos Onkel, abhängig. Mich nervt ihre Abhängigkeit, und dass sie sich zum schwachen Geschlecht macht. Sie könnte sich auch auf den Weg machen, einen Job zu finden, um für sich und für ihre beiden minderjährigen Kinder zu sorgen. Auch damals gab es schon Frauen, die arbeiten gingen. Und so wird die gesamte Verantwortung dem Sohn übertragen, weil er der Mann im Haus ist, sodass er gar keine Möglichkeit hätte, sich weiterzubilden bzw. eine berufliche Ausbildung zu absolvieren.
Doch Arturo könnte auch eine Abendschule besuchen aber dafür zeigt er auch keinen Elan, außer, dass er sich von Beruf als Schriftsteller ausgibt, allerdings ohne einen Text verfasst zu haben. Ein Traumtänzer, der in anderen Sphären lebt, und in Konflikten gerät, wenn beide Welten, Traum und Wirklichkeit, aneinander geraten.

Auf den späteren Seiten zeigt Arturo Autoaggressionen, verletzt sich selbst am Daumen, erkennt aber, dass der Schmerz der Einsamkeit größer sei. Auf Seite 161 versucht er zu beten, hält seine innere Krise schwer aus. Ein stark ambivalentes Verhalten, zwischen Auf- und Abwertung sich selbst gegenüber ... Auf der Seite 163 spricht er von seinen inneren Kämpfen mit sich selbst ... Niemand sei in der Lage, in sein Inneres zu dringen. Wie denn auch, er tut alles Mögliche, die Menschen von sich fernzuhalten.

Ein Lügenbold, erzählt zu Hause, er habe sich in der Fabrik verletzt und bezeichnet sich als Sklave, er opfere sich für die Familie, doch eigentlich habe er kein Leben in der Fischindustrie verdient, sondern er sehnt sich nach einem Leben im Land des Arkadien, in dem Milch und Honig fließen ... Arkadien, eine literarische Metapher, in dem die Menschen für das süßliche Leben nichts tun müssen, außer den Mund aufzutun. Alles fließt von selbst in den Mund.

Ziemlich dreist belügt er auch seinen Chef in der Fischfabrik in voller Länge, der die Lüge nicht durchschaut und so wird Arturo durch Mitleid für mehre Wochen freigestellt …

Zu Hause findet er seine Schwester lesend vor. Er reißt ihr das Buch aus den Händen und zerreißt es in tausend Stücken, als sie sich geweigert hatte, den Buchtitel preiszugeben. Doch was war es denn für ein Buch? Welchen Titel hatte es? Das hätte mich wirklich brennend interessiert. Ich hätte mir den Buchtitel vor dem Zerreißen angeschaut.
>>Ich ernähre deinen Leib. Da habe ich wohl das Recht zu erfahren, womit du deinen Geist fütterst. << (170)
Es ist ganz klar, dass Arturo Vorbilder sucht, und seine Vorbilder sind namhafte Schriftsteller. Der schlechte Umgang mit Frauen, den muss er sich auch von Nietzsche abgeguckt haben. Er zitiert viel aus Zarathustra. Nietzsche als der große Atheist und Nietzsche, der kein Freund von Frauen war. In meiner Jugend hatte ich den Zarathustra selber gelesen und erinnere mich vage, dass auch Nietzsche etwas gegen Frauen hatte ... Einerseits war Nietzsche von Frauen abhängig und andererseits fühlte er sich von den Frauen angewidert.

Unser Held Arturo behandelt die Frauen wie Insekten …

Ich habe mal gegoogelt, und tatsächlich war Nietzsches Frauenbild negativ besetzt, habe es also richtig in Erinnerung.

Arturo kommt hin und wieder dazu, sich selbst zu reflektieren, nur leider nicht besonders lange. Er gibt schließlich selber zu, dass er keine Lust habe, über sich groß nachzudenken.

Aber eine Wende gibt es schließlich doch noch, er hat sich endlich ans Schreiben gemacht und schreibt über eine männliche Figur, die auf der Suche nach seiner Traumfrau ist ...

Ich hatte mich gefragt, was uns denn der Buchtitel mitteilen wollte? Die Antwort kommt im Buch zum Schluss.

Es sind für mich viele Fragen offengeblieben. Ich hänge immer noch an der Frage fest, was Arturo zu dem gemacht hat, was er geworden ist? Schade ...

Das Nachwort von Alex Capus fand ich sehr lesenswert. Aber dass Bukowski Fante zu den besten Autoren Amerikas zählt, ist mir ein Rätsel. Noch scnlimmer, er betrachtete Fante als seinen Gott unter den Schriftstellern ... Ich habe schon bessere Bücher gelesen.

Mein Fazit?
Viel zu einseitig erschienen mir die Erzählperspektiven. Immer aus Arturos Sicht. Das war mir zu wenig. Ich hätte gerne mehr von seiner Mutter und der Schwester Mona erfahren. War Mona wirklich so religiös? Wollte sie wirklich ins Kloster? … Monas Sichtweisen haben mir definitiv gefehlt. Und Arturo war mit seinem Größenwahn richtig frech, hat überall Menschen beleidigt, kritisiert, und Ausländer wie Mexikaner und Latinos hat er von oben herab behandelt. Dass ihm keiner eine reingehauen hat, das kann ich nicht glauben. 

Deshalb drei Punktabzüge.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere
1 Punkte: Authentizität der Geschichte
1 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Neun von zwölf Punkten.

Und hier geht es zur Leserunde von Watchareadin.

Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich beim Aufbau/Blumenbar-Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar bedanken. Auch bei Helmut Pöll, dem Forumsbetreiber von Watchareadin, ein großes Dankeschön für die Mühe, sich bei dem Verlag für die Leseexemplare eingesetzt zu haben.

·         Gebundene Ausgabe: 268 Seiten
·         Verlag: Blumenbar; Auflage: 1 (4. Dezember 2017)
·         Sprache: Deutsch, 20,00 €
·         ISBN-10: 3351050453

Und hier geht es auf die Verlagsseite von AUfbau/Blumenbar.
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Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst,
wähle die Freundlichkeit.
(Dr. Wayne D. Dyer aus dem Buch Wunder)

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Samstag, 16. Dezember 2017

Nina Messinger / Du sollst nicht töten (1)

Du sollst nicht töten! - Messinger, NinaEine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Wie furchtbar traurig dieses Buch in manchen Kapiteln doch ist, aber es ist ein ganz wichtiges Buch, das gleichzeitig aufklärt und auch Mut macht. Ich habe es sehr gerne gelesen, auch, weil Weggucken die Probleme dieser Tiere nicht helfen wird. Nina Messinger leistet mit ihrem Buch einen wichtigen Beitrag für die Tiere und für die Menschen.  Fragen über Fragen, auf die es nicht so einfach ist, Antworten darauf zu finden. Das Leben auf Erden ist für viele Tiere die Hölle. Ich bin sicher, dass die meisten Menschen sehr wohl Bescheid wissen, wie grauenvoll die Tiere weltweit hier behandelt und getötet werden. Warum haben sie immer noch Appetit auf Fleisch?
Ganz klar, Fleisch hat auch Suchtpotenzial, dafür sorgen schon die Stoffe, die von der Lebensmittelindustrie dem Fleisch chemisch beigemengt werden ...
Lt. der Autorin werden ca. 1600 Tiere pro Sekunde weltweit getötet. Ein Treblinka ohne Ende. Eine pausenlose Tötungsmaschinerie, und wir gucken dabei bewusst oder unbewusst zu ... 

Wo bleibt unsere Empathie, wenn wir darüber in den Schlagzeilen lesen? Oder wenn wir uns dazu Dokumentationen anschauen? Es finden auf so vielen Kanälen Aufklärungsarbeiten statt. Mitgefühl ist uns doch angeboren. Kleinkinder würden nie freiwillig Fleisch essen, wenn sie wüssten, dass ein getötetes Tier auf deren Teller liegt …

Ich musste einzelne Kapitel querlesen, weil die Artikel zu heftig waren ...

Sich erneut bewusst zu machen, dass in jeder Sekunde so viele Tiere gequält und getötet werden, stimmt mich unendlich traurig und einsam, weil ich kaum mit jemanden darüber sprechen kann … Dieses Buch hat mir ein wenig die Einsamkeit genommen. Die Autorin hat darin die Namen berühmter Menschen aufgelistet, die sich vegetarisch ernährt haben. Menschen aus dem Abendland, Menschen aus vorherigen Jahrhunderten, Menschen aus unserer Zeit. Schon immer gab es Menschen, die eine Pflanzenkost vorgezogen haben, weil sie es als grausam empfunden haben, Tiere für den Gaumen zu töten oder töten zu lassen, obwohl es damals noch keine Mastbetriebe und keine Legebatterien gab. Ein paar dieser VegetarierInnen möchte ich hier festhalten:

Johann Wolfgang von Goethe
Richard Wagner
Voltaire
Immanuel Kant
Plutarch
Reinhard Mey
Rainer Maria Rilke
Dustin Hoffmann
Leonardo da Vinci
Albert Einstein
Franz Kafka
Pythagoras
Seneca
Paul McCartney
Friedrich Nietzche
Horaz
Leo Tolstoi
Platon
Arthur Schopenhauer
Nena
Mutter Theresa

Mein Hauptinteresse gilt eigentlich gar nicht mal die gesunde oder ungesunde Ernährung, darum geht es nämlich auch hauptsächlich in diesem Buch, mir geht es einzig und allein um das Tierleid, das bekämpft werden sollte. Denn wäre Fleisch tatsächlich so gesund, wie es von der Fleischindustrie angepriesen wird, dann würde es das Abschlachten der Tiere rechtfertigen. Deswegen reden ja viele unreflektierte VerbraucherInnen vom Fleisch glücklicher Rinder und vom Ei glücklicher Hühner ... Kein Tier ist glücklich, wenn es getötet wird oder wenn es auf Akkord produzieren soll …

Außerdem, wenn ich mir unsere pflanzlichen Lebensmittel betrachte, werden diese ebenso in Massen gezüchtet und mit giftigen Präparaten bespritzt. Aktuell steht ja noch dieses umstrittene hochgiftige Pflanzenschutzmittel Glyphosat im Brennpunkt, dass man gar nicht mehr weiß, was man heutzutage noch essen soll. Selbst Bioprodukte stimmen mich kritisch, denn wenn das Glyphosat ins Trinkwasser gelangt, dann werden auch die Bioprodukte vergiftet werden. Unabhängig davon, wie viele Tiere vor uns noch sterben werden, die sich rein pflanzlich ernähren, daran möchte ich gar nicht denken.

Außerdem sind pflanzliche Bioprodukte viel zu teuer, nicht jeder Mensch kann sich diese leisten. Eine Zweiklassengesellschaft auch in Sachen Lebensmittel und Ernährung; das darf nicht sein. Lebensmittel müssen für alle Menschen bezahlbar sein, wenn wir eine gesunde Gesellschaft haben wollen, die das Gesundheitssystem nicht außergewöhnlich belastet …

Wieder zurück zum Buch. Auf manche von mir im Stillen gestellten Fragen konnte ich eine Antwort finden. Sehr oft muss man sich von manchen Fleischkonsumenten dumme Sprüche gefallen lassen, dass die, die kein Fleisch essen, auch kein Gemüse und kein Obst essen dürften, da die pflanzlichen Lebensmittel auch Lebewesen seien. So konnte mir die Autorin helfen, darauf eine plausible Antwort zu finden:
Früchte, Getreide und viele Gemüsearten werden ferner erst dann geerntet, wenn sie auch von Natur aus sterben würden. So fällt der Apfel, die Nuss ohne menschliches Zutun vom Baum, wenn er/sie reif ist. Der Verzehr von Pflanzen steht somit im absoluten Einklang mit den Naturgesetzen. (40)
Fleisch ist im Gegensatz zur pflanzlichen Nahrung tot und energielos. Getreidekörner können bei guter Lagerung auch nach vielen Jahren noch keimen, Früchte können nachreifen, eben weil in Pflanzen Lebensprozesse stattfinden. Beim Fleisch ist dies nicht mehr der Fall, oder haben Sie schon mal ein Kalbsschnitzel nachwachsen gesehen? (70)

Fleisch dagegen, sobald das Tier geschlachtet wird, fängt an zu verwesen, weil es totes Fleisch ist. Um den Verwesungsprozess hinauszuzögern und damit es für lange Zeit im Fleischregal eines Supermarktes gelagert werden kann, wird das Fleisch mit vielen versteckten chemischen Zusatzstoffen versorgt, auch roter Farbstoff und künstliche Geschmackverstärker werden hinzugefügt, denn sonst, so die Autorin, hätte das Fleisch eine eher graue Farbe und würde abscheulich schmecken. Schon alleine diese Vorstellung finde ich eklig und so betrachte ich den Gebrauch des Begriffs, Leichen auf dem Teller zu haben, als gerechtfertigt …

Auch wenn wir selbst das Tier nicht abschlachten, so sind wir aber als VerbraucherInnen diejenigen, die das Töten der Tiere in Auftrag geben, sodass wir indirekt, in passiver Form, an dem Töten beteiligt sind.

Ich versuche oft in meinem Bekanntenkreis über diese Problematik zu sprechen, wenn mich Videos zu dieser Thematik erreichen, und ich diesen Schmerz schlecht aushalten kann, dann bekomme ich häufig zu hören, dass man sich das nicht anschauen dürfe:
Wer feige wegschaut bei anderer Schmerz und Pein, glaubst du wirklich, das kann ein Mensch sein? Möchtest du wirklich spurlos wieder vergehen, nichts erreicht, nichts hinterlassen, ohne deine Aufgabe zu verstehen? Hilf mit, die Erde für alle Lebewesen lebenswert zu machen, hab Mut, lass dich nicht beugen und hilf den Stummen und Schwachen. (245) 
(Nina Messinger)


Mein Fazit zu dem Buch?

Ich könnte das ganze Buch zitieren ... Ich kann jedem empfehlen, dieses Buch selbst zu lesen. Es geht hier nicht nur um die Gewalt an Tieren. Messinger stellt eigentlich die Lebensmittel, vegane und nicht vegane, in den Mittelpunkt und beantwortet Fragen, wie gesund Fleisch tatsächlich ist? Wie viele Proteine benötigt der Mensch in Wirklichkeit? Sie geht auch auf die Intelligenz und auf die Einfühlbarkeit der verschiedenen Tiere ein. Zusätzlich hat die Autorin schöne Zitate mit eingefügt, die auch Mut machen, denn
Messinger klagt nicht an, sie informiert lediglich die LeserIn in sachlicher Form über diese umstrittenen Themen zum Fleischverzehr. Mit ihrem Buch macht sie auch Mut, einen friedlichen Weg zu gehen, sich für eine gewaltfreie Ernährung einzusetzen. In den hinteren Kapiteln findet man interessante Interviews verschiedener Menschen, die einen Namen in der Öffentlichkeit haben, wie z. B. Theologen, Ärzte, Ernährungswisssenschaftler u.v.m.
Wenn du keinen Menschen töten kannst – gut;
Kannst du kein Vieh und keine Vögel töten, noch besser; Keine Fische und Insekten, noch besser. Bemühe dich, so weit wie möglich zu kommen. Grüble nicht, was möglich ist und was nicht –
tue, was du mit deinen Kräften zustande bringst – darauf kommt es an.
(Leo Tolstoi)

Viele leckere vegane Rezepte hat Nina Messinger in ihrem Buch mit abdrucken lassen. Damit möchte sie zeigen, dass eine vegane Ernährung keinesfalls einseitig und fade schmecken muss. Und wer es richtig macht, die oder der muss auch keine Mangelerscheinung befürchten, denn in Pflanzen und in Früchten sind alle Mineralstoffe, Vitamine und Proteine enthalten, die wichtig und lebensnotwendig für Körper und Geist sind. 

Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar beim Verlag Smaragd bedanken. 

·         Taschenbuch: 272 Seiten
·         Verlag: Smaragd Verlag; Auflage: 2. Auflage (2012)
·         Sprache: Deutsch, 17,80 €
·         ISBN-10: 3941363476

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Smaragd.

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Es gibt nur eine Aufgabe,
und die besteht darin,
die Liebe zu vermehren.
(Leo Tolstoi)

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Mittwoch, 22. November 2017

Beate Seebauer / Herzenspfade (1)

Oder wie gelebte Trauer uns stark macht 


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch von  Beate Seebauer ist recht authentisch und sehr empathisch geschrieben ... 

Sie ist sehr mutig gewesen, über sich und über den Verlust ihrer Hündin Safi öffentlich zu schreiben. Das hat mich sehr tief berührt. Da ich ja selbst auch noch einen tierischen Verlust zu verwinden habe, konnte ich mich in vielen ihrer Erfahrungen widerspiegeln. Mit dem  Unterschied; sie war auf den schnellen Tod ihrer krebserkrankten Hündin nicht vorbereitet, sodass sie und ihr Mann ein richtiges Trauma zu verkraften hatten, einen Schock, der langwierig war, und der sie in eine schwerwiegende Depression gestürzt hat.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Nichts schmerzt mehr als der Verlust eines geliebten Wesens. Wie kann das Leben danach weitergehen? Anhand ihrer eigenen Erfahrungen nach dem plötzlichen Tod ihrer geliebten Hündin Safi zeigt uns Beate Seebauer, dass wir die Traurigkeit, die Wut und die Hoffnungslosigkeit in jedem Fall durch- und erleben sollten – unabhängig davon, ob es sich bei dem Verstorbenen um einen Menschen oder ein Tier handelt. In diesem Buch lässt sie uns an ihrem persönlichen Verarbeitungsprozess teilhaben. Dank berührender Herzensbotschaften sowie erprobter Übungen und Meditationen erkennen auch wir, wie wir unser Herz wieder für die Welt öffnen können.
Sie gibt gute Tipps, macht den Menschen Mut, sich der Trauer des verstorbenen Tieres emotional zu stellen, statt sie zu verdrängen. Leider leben wir in einer Gesellschaft, in der der Tod noch tabuisiert wird. Nicht die Autorin, denn sie geht durch den Schmerz, den ich mit einer Wunde vergleiche, die nur heilt, wenn der Eiter aus der Wunde geholt wird. Sie arbeitet an ihrer Trauer, unabhängig davon, was andere sagen oder erwarten. Sie nimmt sich die Zeit, die sie dafür braucht, und lässt sich von ihren Mitmenschen keinen Druck machen. Sie lebt es ihren LeserInnen vor …

Wie in ihren anderen Büchern findet man auch in diesem Buch ein gewisses Handwerkszeug, mit der Trauer umzugehen, zu der auch die Überwindung von falschen Schuldgefühlen gehören, verschiedene Meditationen wie die Auseinandersetzung mit dem inneren Kind und die Reise ins Regenbogenland … Auch geht sie vereinzelnd auf die Trauerphasen ein …

Nach jedem Kapitel findet man zu der Thematik eine Herzensbotschaft von den Tieren.

Mehr möchte ich nun nicht verraten.

Mein Fazit?

Ich kann der Autorin nur zustimmen, dass die Heilung wirklich nur durch die Auseinandersetzung mit der Trauer stattfinden kann. Allerdings hat das Buch auch esoterische Züge, was nicht jedermanns Geschmack ist. Auch ich mag das nicht immer …

Weitere Informationen zu dem Buch

Vielen Dank an den Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

Bestell-Nr. 1310, 9,95 €
ISBN-13: 978-3-8434-1310-7
144 Seiten, broschiert, farbig, mit Abbildungen

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Schirner. 

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Das Herz hat seine Gründe,
die der Verstand nicht kennt.
(Blaise Pascal)

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Sonntag, 12. November 2017

Ian McEwan / Abbitte (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Gleich vorneweg gesagt; was für ein schönes Buch. Ich habe es soeben beendet. Ich liebe Abläufe, die nicht vorhersehbar sind. Davon gibt es in diesem Buch jede Menge. Auch das Ende ist für mich nicht vorhersehbar gewesen. Den Anfang und das Ende hat der Autor sehr ideenreich und gekonnt zusammengefädelt. Viele AutorInnen bemühen sich um diesen Stil, ihre LeserInnen zu überraschen, doch bei den meisten ist der Stil leicht zu durchschauen, sodass das Unvorhersehbare doch vorhersehbar wird. Ganz anders bei McEwan …

Damit diese Überraschungseffekte auch für andere LeserInnen erlebbar bleiben, möchte ich aufpassen, dass ich meine Besprechung so gestalte, dass ich nicht zu viel verraten muss. Leider kann ich nicht alles bedeckt halten ... 

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Die Abgründe und die Macht der Leidenschaft und der Phantasie: An einem heißen Tag im Sommer 1935 spielt die dreizehnjährige Briony Tallis Schicksal und verändert dadurch für immer das Leben dreier Menschen.

Briony Tallis ist eine kleine Künstlerin, eine Dichterin, die schon mit zehn Jahren angefangen hat, erste fiktive Texte zu schreiben. Mit 13 Jahren verfasste sie ihr erstes Theaterstück, das den Titel Die Heimsuchung Arabellas bekam. Sogar Brionys Mutter Emily war von dem Theaterstück angetan gewesen …

Die Familie Tallis hatte Besuch. Für eine unbestimmte Zeit lebten drei Cousinen von Briony bei ihnen. Mit ihnen zusammen wollte sie das Theaterstück zu Hause vorführen, um damit den älteren und schon erwachsenen Bruder Leon, der nicht mehr zu Hause wohnt, für willkommen heißen. Leon sollte mit seinem Freund zu Besuch kommen ...

Die drei Cousinen, zwei zehnjährige Zwillinge namens Jackson und Pierrot und die fünfzehnjährige Lola, sollten mit dem Theaterstück vertraut gemacht werden. Dabei gab es Rollenkonflikte, sodass Briony das Theaterstück wieder abblasen ließ, und es somit nicht mehr aufgeführt werden konnte.

Im Klappentext steht, dass Briony das Schicksal dreier Menschen beeinflusst. Eine ganze Weile dachte ich, dass es das Schicksal ihrer Cousinen sei, das sie durch bestimmte Ereignisse in andere Bahnen lenken würde. Diese drei Cousinen hatten derzeit durch die Trennung ihrer Eltern eine seelische Erschütterung zu verwinden. Vor allem für die Zehnjährigen verlief der Aufenthalt bei der Verwandtschaft als recht schwierig, da sie sich nach dem Heim und nach ihren Eltern zurücksehnten.

Emily konnte sich auch nicht wirklich um ihre kleinen Neffen kümmern, da sie eigene Probleme psychosomatischer Art zu bewältigen hatte, denn auch ihr Mann Jack war mehr abwesend als anwesend. Es schien mir, dass selbst sie beiden in einer Ehekrise schwelgen, die allerdings verdrängt wird. Jack scheint sich in Arbeit zu stürzen, man aber auch den Verdacht hegt, dass er eine Affäre mit einer anderen Frau hat. Emily ahnt zwar etwas, aber sie möchte eigentlich die Wahrheit gar nicht wissen und entwickelt eben psychosomatische Symptome wie die Migräne und zieht sich dadurch auch ins Schlafzimmer zurück, um mit damit fertig zu werden.

Diese Szenen haben mich schon sehr tief berührt. Und auch welchen Umgang die Kinder ohne die Erwachsenen untereinander pflegen. Manches an Fragen hat aber der Autor auch offengelassen; hatte nun Jack eine Affäre oder nicht?, wenn ja, wie lange wollte Emily noch wegschauen und ihre Migränenanfälle noch weiter ertragen? … Dies waren alles nur Nebenrollen, trotzdem spannend …

Die fantasiebegabte Briony lebt manchmal in ihrer Fantasiewelt, sodass sie oftmals nicht merkt, wie sie das eine vom anderen nicht auseinanderzuhalten weiß …

Die eigentlichen Protagonisten waren Cecilia, Brionys ältere Schwester, die Cousinen Lola und Robbie Turner, der Sohn der Haushälterin der Tallis. Robbie war in Cecilias Alter. Sie besuchten gemeinsam dieselbe Schule und machten danach an der Uni denselben Abschluss in Literaturwissenschaft. Allerdings bestand der viel begabte Robbie mit Auszeichnung. Cecilia mochte Robbie nicht besonders. Vielleicht  deshalb nicht, weil Robbie so erfolgreich war. Er hegte noch weitere ehrgeizige Pläne. Er hatte vor, im Anschluss seines Literaturstudiums unbedingt noch Medizin zu studieren. Das Medizinstudium wollte Brionys Vater finanzieren, da seine alleinerziehende Mutter als Hauswirtschafterin dafür das Geld nicht zur Verfügung hatte. Es kann sein, dass Cecilia darauf neidisch war, weshalb sie auf Robbie nicht gut zu sprechen war. Trotzdem ließ sie sich in der Bibliothek ihres Vaters mit Robbie auf eine sexuelle Bindung ein. Briony wird in der dunklen Bibliothek heimliche Zeugin dieses sexuellen Aktes, reimt sich dazu ihre eigene Wahrheit, was fatale Folgen für drei Personen dieses Romans haben wird, über die ich leider nicht sprechen kann.


Mein Fazit?

Es gab schon auch Szenen, die ich hinterfragt habe, speziell was die juristischen Vorfälle betreffen, dass ein kriminalistischer Fall nicht ausreichend untersucht wurde, was zur Folge hat, einen unschuldigen Menschen einzusperren. Es gab nur einen Zeugen, und dieser Zeuge war ein Kind. Die Zeugenaussage dieses Kindes wurde nicht auf die Richtigkeit hin überprüft.
Das war für mich nicht wirklich glaubwürdig … Oder hat es vielleicht etwas mit dem sozialen Rassismus zu tun, weshalb weder ein Verteidiger noch ein Richter gewillt war, das Verbrechen ausreichend zu untersuchen, selbst dann nicht, als nach fünf Jahren die Zeugin ihre Aussage wieder rückgängig machen wollte?

Auf diese Frage werde ich wohl keine Antwort erhalten.  

Meine Bewertung?


2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein


Zwölf von zwölf Punkten.



Weitere Informationen zu dem Buch

Ich möchte mich recht herzlich beim Diogenes-Verlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar bedanken.

Diogenes Taschenbuch 
544 Seiten 
erschienen am 26. März 2004 

978-3-257-23380-3 
€ (D) 13.00 / sFr 17.00* / € (A) 13.40 

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Diogenes.

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