Samstag, 26. März 2016

Bernardo Atxaga / Der Sohn des Akkordeonspielers (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Der Schreibstil des Autors hat mir gut gefallen. Sehr wortgewandt und fantasievoll erwies er sich mir. Die Geschichte zu Spanien fand ich recht interessant. Ich hatte bisher noch kein Buch dazu gelesen.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Als Joseba nach über zwanzig Jahren seinen Jugendfreund David in Kalifornien wiedersieht, müssen die beiden sich erst an ihre gemeinsame Vergangenheit herantasten - zu viele offene Fragen stehen zwischen ihnen, zu viel Verheimlichtes, Unausgesprochenes. Als ehemalige Mitglieder der baskischen Untergrundorganisation haben sie zwar Abstand gewonnen zu ihren Verstrickungen von damals, doch lasten quälende Schuldgefühle auf ihnen - Schuldgefühle angesichts eines Verrats, von dem sie beide wissen, daß er notwendig war. Wie war es dazu gekommen, daß sie, die jugendlichen Freunde und späteren Studenten, in den Bannkreis der militanten baskischen Idee gerieten? Sie müssen ins Reine kommen mit ihrer Vergangenheit, die sie auseinandergetrieben hat und die erst im Angesicht von Davids nahem Tod ihre Macht über sie verliert. Es ist eine beklemmende, zunehmend dramatische Geschichte, und Atxaga erzählt sie ebenso eindringlich wie differenziert. Denn hinter dem Gewissenskonflikt, den David und Joseba durchmachen müssen, liegt die ganz andere Geschichte ihrer unwiderruflichen Entfernung aus dem, was ein ländliches Paradies sein könnte. Wie konnte es geschehen, daß aus den musisch begabten, zweifelnden Jugendlichen, die sie waren, militante Aktivisten der ETA wurden? Daß der eine dafür seine erste große Liebe verriet; daß der andere in ein zwielichtiges Verhältnis zu all seinen ehemaligen Freunden geriet? Welchen menschlichen Preis mußten sie zahlen? Und wer, vor allem, hat damals im Jahr 1976 das Kommando verraten, dem sie beide angehörten?
Ich fand das schon sehr interessant, wie die beiden jungen Protagonisten David und Joseba sich der Euskadi Ta Askatasun (ETA)-Untergrundorganisation angeschlossen hatten, um gegen die Spanier für die Unabhängigkeit, für den Erhalt der baskischen Muttersprache und der Territorien zu kämpfen. Die Basken wurden von den Spaniern als minderwertiges Volk gefeiert. Begonnen hatte der Kampf in der Francodiktatur.

Ich hätte gerne mehr über Franco erfahren, der Hitler nachzueifern versuchte und gegen die Basken kämpfte, oftmals auch mit heftigen Repressionen und Foltermethoden, wenn baskische Verdächtigte aufgespürt wurden. Doch leider waren die Informationen hierzu recht spärlich.

Der Bürgerkrieg Spaniens begann Ende der 1960er Jahre und dauerte bis Ende der 1970er Jahre an. David setzte sich sehr genau mit der Geschichte Spaniens auseinander und ergründet die politischen Spuren seines Vaters. David fühlt sich stark zum Baskenland hingezogen, auch gegen den Willen seiner Eltern und er schafft es immer wieder, mit guten Argumenten sich auf dem Baskenland zu betätigen. Er schwärmt für das Land, das auf ihn durch die schöne Natur wie ein Paradies wirkt. Auch spricht er fließend baskisch.

 Es entstehen zwischen Vater und Sohn große Interessenskonflikte, da der Vater politisch auf der anderen Seite zu stehen scheint und der Verdacht entsteht, er könnte zu den Unterdrückern zählen. Genau weiß David das nicht, aber seine Recherchen sollen Aufschluss dazu geben. David wird damit nicht fertig, dass sein Vater in der Francodiktatur Menschen getötet haben könnte, und so entsteht ein immer distanzierteres Verhältnis zu ihm. Je älter David wird, umso rebellischer entwickelt er sich, bis er schließlich in der Untergrundorganisation abtaucht.

Die Beziehung zwischen David und seinem Vater fand ich insgesamt auch psychologisch recht interessant. Der Vater stellt hohe Erwartungen an seinen Sohn, die David nicht erfüllen möchte. Widerwillig lernt er Akkordeon spielen, mit dem Ziel, dass er später in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte. Verständnis findet David oft bei seiner Mutter ...

Mehr möchte ich nicht verraten und gebe dem Buch neun von zehn Punkten.

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Ich hätte zwei Leben gebraucht, doch ich habe nur eines gehabt. (Spruch auf einem Grabstein)
(Bernardo Atxaga)

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