Freitag, 7. September 2012

Friedrich Schiller / Kabale und Liebe (1)




 Eine Buchbesprechung der o. g. Lektüre


Ich habe das Drama nun zu Ende gelesen und ich kam nur recht langsam voran, obwohl Schiller über einen wunderschönen Schreibstil verfügt und das Thema auch nicht ganz so neu ist.
Alles dreht sich mal wieder um die verbotene Liebe zweier jungen Leute, ähnlich wie bei Shakespeare in Romeo und Julia. Die Väter beider Seiten versuchen, Liebe dieser jungen Menschen zu verhindern.

Die Musikertochter Luise Miller, sechzehn Jahre alt, gibt sich gemeinsam mit dem Sohn eines Barons, namens Ferdinand von Walter, als ein junges Liebespaar.

Wie diese junge Liebe verhindert wird, deutet ja schon der Titel Kabale des Dramas schon an. Und zwar mit Hilfe von Intrigen, denn. Kabale ist eine alte Bezeichnung zu Intrige.

Am Ende der Tragödie fragte ich mich, ob Schiller nicht von Shakespeare abgeguckt hat, denn Luise  wurde von Ferdinand vergiftet...
Ferdinand bekundet seinem Vater, dass er auf sein Erbe verzichtet, als er versuchte, ihn damit zu erpressen. Diese Beziehung mit einer Bürgerstochter stellt der Vater gleich mit einem Verbrechen.  

"Feierlich entsage ich hier meinem Erbe, das mich nur an meinen abscheulichen Vater erinnert."
"Hör nur, junger Mensch, bring mich nicht auf. - Wenn es nach deinem Kopfe ginge, kröchest dein Leben lang im Staube."
"O, immer noch besser, Vater, als kröche ich um dem Thron herum."
 Ferdinand steht demnach seinem Erbe und seinem gesellschaftlichen Status gleichgültig gegenüber und zeigt, dass er aus Liebe zu seiner Luise bereit ist, auf all das zu verzichten. Ferdinand zeigt sich als einen Menschen, der nach Idealen strebt und nicht nach gesellschaftlichem Komfort.


Mein Ideal von Glück zieht sich genügsamer in mich selbst zurück. In meinem Herzen liegen alle meine Wünsche begraben.-

 Ich finde, dass er sich recht mutig zeigt, sich gegen das Oberhaupt zu lehnen.

"Ich bitte Sie, Vater! Lassen Sie mich nicht länger in einer Vermutung, wo es mir unerträglich wird, mich ihren Sohn zu nennen. "

 Der Vater macht sich nichts aus den Drohungen seines Sohnes, und beschließt, Ferdinand mit einer feinen Damen der höheren Gesellschaft zu vermählen. Ferdinand bezeichnet seinen Vater als einen bösen Kuppler.

Es ist Lady Millford, die mir auch recht interessant erscheint, setzt sich mit der gesellschaftlichen Stellung der Frau auseinander:


Wir Frauenzimmer können nur zwischen Herrschen und Dienen wählen - aber die höchste Wonne der Gewalt ist doch nur ein elender Behelf, wenn uns die größere Wonne versagt wird, Sklavinnen eines Mannes zu sein, den wir lieben.

 Auch sie träumt eigentlich von der wahren Liebe, die wertvoller sei als jeder äußerer Glanz:

Gibt mir den Mann, den ich jetzt denke - den ich anbete - sterben, Sophie, oder besitzen muss. (...) Lass mich aus seinem Mund vernehmen, dass Tränen der Liebe schöner glänzen in unseren Augen, als die Brillanten in unserm Haar und ich werfe dem Fürsten sein Herz und sein Fürstentum vor die Füße,  fliehe mit diesem Mann, fliehe in die entlegenste Wüste der Welt.

Später stellt sie Ferdinand auf die Probe, anschließend sogar auch Luise.

Luises Vater zeigt sich äußerst betrübt, als er von der Liebschaft seiner Tochter, sein einziges Kind, erfährt und erpresst sie mit seiner Trauer, Luise an Ferdinand zu verlieren und auch hier wird die Liebe des jungen Paares stark auf die Probe gestellt. Doch im Gegensatz zum Ferdinand zeigt sie sich keinesfalls kämpferisch, sondern begibt sich schuldbeladen auf die Seite ihres Vaters:

Nun - was erschreckt mich denn?-Der alte Mann dort hat mir oft gesagt - ich habe es ihm nie glauben wollen. (Pause, dann wirft sie sich ihrem Vater laut weinend in den Armen.) Vater, hier ist deine Tochter wieder -Verzeihung, Vater- ein Kind kann ja nichts dafür, dass dieser Traum so schön war, und -- so fürchterlich jetzt das Erwachen--.

 Luise, die nicht den Mut hat, sich gegen ihren Vater zu entscheiden, wirft Ferdinand vor, dass er  der Liebe gar nicht fähig sei, weil er an seinem Stand gebunden sei:
 
Nein mein Geliebter! Wenn nur ein Frevel dich mir erhalten kann, so habe ich noch Stärke, dich zu verlieren. (…) Doch! Man verliert ja nur, was man besessen hat, und dein Herz gehört deinem Stande-.

 Später wird Luise gezwungen, einen Brief an Ferdinand zu schreiben, in dem die Beziehung gelöst wird. Luise gerät erneut in die Situation, sich zwischen mehreren Stühlen zu befinden. Auch ihr Vater erbettelt stark ihren Mitleid, und spricht ihr tief ins Gewissen:
Wenn du Gott liebst, wirst du nie bis zum Frevel lieben -- Du hast mich gebeugt, meine Einzige! Tief, tief, vielleicht zur Grube gebeugt. -Dort! Ich will dir dein Herz nicht noch schwerer machen-Tochter! (…) Ich glaubte allein zu sein. Du hast mich belauscht, und warum sollt ich´s noch länger geheim halten? Du warst mein Abgott. Höre, Luise, wenn Du noch Platz für das Gefühl eines Vaters hast -du warst mein Alles. Jetzt vertust du nicht mehr von deinem Eigentum. Auch ich hab alles zu verlieren. Du siehst, mein Haar fängt an grau zu werden. Die Zeit meldet sich allgemach bei mir, wo uns Vätern die Kapitale zustatten kommen, die wir im Herzen unserer Kinder anlegten - wirst du mich darum betrügen, Luise? Wirst Du dich mit dem Hab und Gut deines Vaters auf und davon machen?

 Mit solchen Worten hätte ich auch ein Problem, mich von dem Vater zu lösen. Luise hat es demnach nicht leicht, zwischen Vater und Geliebten stehend, sich zu entscheiden, während Ferdinand bis zum Schluss um sie kämpft. Auch er gilt als das einzige Kind, der einzige Sohn und der einzige Thronfolger seines Vaters... .

Wie das Drama ausgehen wird, und welche Intrigen innerhalb verschiedener Figuren gesponnen werden um diese Beziehung zu torpedieren, so verweise ich darauf, das Drama selbst zu lesen und beende hiermit meine Aufzeichnung.



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„Die rechte Vernunft liegt im Herzen“ (Theodor Fontane)

Gelesene Bücher 2012: 63
Gelesene Bücher 2011: 86

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